Hoferstaat

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 6.2.2016.

Die Sache ist angeträumt aber nicht durchgedacht. Norbert Hofer, dritter Nationalratspräsident und wahlkämpfender Bundespräsidentschaftskandidat der Freiheitlichen Partei, wünscht sich eine Ausweitung des Amtes. Er steht damit in einer Denklinie, an der schon Parteichef Strache herumgekritzelt hat. Bundespräsident und Bundeskanzler sollten in einer Person verschmelzen, so die Idee. Der Vorschlag wirft einige Fragen auf. 

Gesetzt den Fall, Norbert Hofer würde zum Bundespräsidenten der Republik Österreich gewählt werden (ein Futur, das mechanisch möglich ist), er träte das Amt im Rahmen geltender Verfassungslage an. Würde dann eine Bevölkerungsbefragung zur Ämterzusammenlegung stattfinden? Oder würde man erst die Nationalratswahl (und eine erhoffte relative Mehrheit von Hofers Chef, Strache) abwarten? Fände also die Bevölkerungsbefragung zur Staatsspitzenzusammenlegung erst unter Futurbundespräsident Hofer und Futurbundeskanzler Strache statt? Den demokratiepolitisch negativen Ausgang dieser Befragung vorausgesetzt – wer von den beiden Freiheitlichen würde dann auf sein Amt verzichten? Futurbundespräsident Hofer oder Futurbundeskanzler Strache? Schwierige Fragen, gewiß. 

Es gibt noch mehr davon: Wer würde den Futurkanzlident angeloben? Er sich selbst? Der Kardinal? Freiheitssänger Gabalier? Freiheitsspringer Baumgartner? Marie Le Pen? Haiders Urne? Das Volk selbst? In einem Großstaatsakt? Am Heldenplatz? Im Ernst-Happel-Stadion (man müßte es wohl schnell in Kickl-Stadion umtaufen)? Wo würde der Bundeskanzlident amtieren? In der Hofburg oder im Bundeskanzleramt? Sollten die Bundesländer nicht in Heimatländer umbenannt werden? Der Bundeskanzlident wäre dann doch wohl Heimatkanzlident. Oder besser: Freiheitlicher Heimatkanzlident. Oder noch besser: Freiheitlicher Sozialheimatkanzlident. Um das Volk auch in das Amt mitzunehmen. Und den freiheitlichen Parteizweitnamen “Soziale Heimatpartei”. Klänge Sozialheimatkanzlident nun nicht etwas zu altparteienhaft? Führer wäre ein guter Titel. Führer hätte was. Wie gesagt, die Sache ist nicht ganz durchdacht. Oder etwa doch?

2 Gedanken zu „Hoferstaat“

  1. Herrlicher Beitrag: mein Hoechstrespekt. „Führer wäre ein guter Titel. Führer hätte was.“: Bitte aufpassen: damit sind Sie schnell im Visier von Justiz und Verfassungsschutz.

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