Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 52/2015 zum 23.12.2015
Liebe Fragende!
Diese Kolumne ist die letzte des Jahres. Frohlocket! Jubiliert! Juchzet! Das Ende naht nicht mehr. Das Ende liegt hinter uns. Seit 21tem Dezember werden die Nächte wieder kürzer. Das Licht kommt wieder! Die Dunkelheit weicht. Die Zirbeldrüse hat Hoffnung und diese Erfüllung. Der Frühling ist fern, aber er ruft uns zu. Jetzt schon. Leise. Zaunland zaudert. Die Stadt stottert, das Land lauert. Die Bahnhöfe beruhigen: Ankommende aufgepäppelt! Weiterziehende wattiert! Vazierende variieren: Verwirrte, Verirrte, Verliebte, Verlorene. Vermischt mit Vorstädtern und Verbrechern, Verkannten und Vermummten.
Am Ende des Jahres richtet sich Frau Andrea mit einer Liste von Wünschen an die dafür Zuständigen. Im Salzamt (es gilt als Institution auf dem Gebiet der Separation von Eingabe und Umsetzung) haben sich zur Entgegennahme des Desiderialpapiers drei Herrschaften eingefunden. Sie sind wohlbekannt und befinden sich in verschiedenen Graden der Auflösung. Kichernd und angeschickert die junge Dame im goldenen Engelskleid, blond ihre Locken, das Krönchen in ein Märchen von Haar gesteckt: Das Christkind! In ihrem Schlepptau der alte Dicke mit dem weissen Bart, rotweissrot sein Wams, ho, ho, ho, hicks, sein tumber Ruf: Der Weihnachtsmann! In höflichem Abstand, aber galoppierender Hochlaune, der elegante Herr in englischem Tuch. Genagelt sind seine Handgemachten, creedgetränkt seine Wangen, Konfetti staubt von seinen Schultern. Es ist der Cavaliere Corrado di Molinalibera, Kennern dieser Kolumne als die Jahresendperson bekannt.