Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 7.11.2015.
Österreich, sagte Qualtinger, sei ein Labyrinth, in dem sich jeder auskenne. Er sprach damit auch jenen Österreichern aus dem Herzen, die keines haben.
Wer nur durchziehen will, sagen die Herzzeitlosen, soll sich schleichen. Und zwar gleich. Er soll gleich gar nicht kommen. Nedwahr. Das Labyrinth bewundern. Bewundern! Ned angreifen. Den Zaun bestaunen. Sicherlich. Durchschauen: ja. Reinschauen: Nein. Extra für Euch gebaut. Hat viel Geld gekostet. Wessen Papiere in Ordnung sind, wer zum Donauwalzer nasse Augerl kriegt, darf sich im Feuerwehrzelt aufwärmen und sich ein Glühweinderl reinstessen. Eventuell. Geordnet. Anstellen. Ned unruhig werden.
Wer bleiben will, was vermieden werden soll, muss sich auskennen. Und wer sich nicht auskennt, wird uns kennenlernen. Wir sind gastfreundlich. Sehr gastfreundlich. Nur ausgenützt werden wollen wir nicht. Wir nützen uns schon selber aus.
Und jetzt Prost. Nieder mit dem Protest! Weil jetzt marschiert der Obstler. In der Seele baumelt der Inländer, das Bierzelt wird zur Ruhmeshalle und die Tische bersten von der Lieder Schall:
Land der Grenzen, Land im Osten,
Land der Gitter, Land der Pfosten,
Land der Hürden, umwegreich!
Heimat großer Tore, kleiner Fenster,
Volk der Furcht und der Gespenster,
vielgerühmtes Zäunereich.
Vielgerühmtes Zäunereich.
Land der Stempel und Belege,
liegst dem Flüchtling du im Wege,
einem starken Bollwerk gleich.
Hast seit frühen Durchzugstagen
hoher Anzahl Flucht getragen,
Zaungeprüftes Zwischenreich.
Zaungeprüftes Zwischenreich.
Angsterfüllt vor neuen Zeiten,
frei und heitlich wollen streiten,
plänelos im Wutbereich.
Kommt der Syrer, woll’n sie hören,
Schnitzelland kann Dichtheit schwören,
Durchgezäuntes Österreich.
Durchgezäuntes Österreich.
Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 7.11.2015.