Krampus, Nikolo, Christian Konrad

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Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 5.9.2015.
Schon im Kindergarten wird das Staatsvolk der Republik mit der Präambel zur österreichischen Realverfassung vertraut gemacht: “Glauben heißt nichts wissen.” Das legt in zarten Kinderseelen die Keimbahn zu dialektischem Denken. Öffnet doch der Umkehrschluss der simplen Gleichung, demnach fehlendes Wissen automatisch zu dogmatischem Vermuten führt, das Tor zum weiten Feld des Irrens. Zu kompliziert?
Zu kompliziert. Es geht auch einfacher.
Wer nicht mehr an den Osterhasen glaubt, glaubt an Heinz-Christian Strache. Wer von Werner Faymann und seiner Auslegung der Sozialdemokratie abgefallen ist, betet den Untergang herbei. Freunde und Feinde des Django Mitterlehner glauben an die Wiederauferstehung der Volkspartei zum Jüngsten Gerücht. Die Grünen glauben an die Unbefleckte Begegnungszone, Neos an die Kraft der Kraft, Frank Stronach dankt nach allem noch immer dem Schicksal. Auch das ist Glaube.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt Paragraph 2 der Realverfassung Schnitzellands. Dass es das Leben nach dem Tod gibt, weiß man seit der Beerdigung der Hoffnung. Sie ruht zur Rechten der Visionen, zu Grabe getragen vom sozialdemokratischen deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt, genannt “Schnauze“. Immer sind es die Deutschen, die uns die Sachen vorhupfen. Eine deutsche Idee ist auch die Einkaufsgenossenschaft, gegründet vom Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dem die Unterstützung unbemittelter Landwirte ein Anliegen war. Zu landesbeherrschender Stellung hat diese Idee indes ein Hiesiger geführt, der Landesjägermeister, Wallfahrer und Universalmanager Christian Konrad.
Österreichs mächtigster Ruheständler, ehemals Österreichs ruhigster Mächtiger ist ein Mann des Glaubens. Im Wissen um die Instanzen, die Glauben bewegen kann, wurde Christian Konrad zum Generalanwalt der Flüchtenden bestellt. Auch Atheisten auf dem Gebiet der Logistik bescheiden dem Mann höchste Kompetenzen. Man muss nicht glauben, dass Konrad sowas schupft. Es heißt, man dürfe es wissen.
Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 5.9.2015.

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