Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 33/2015.
Geschätzte Comandantina!
Die Beendigung elektronischer Kommunikation bereitet vielen Menschen Probleme. Auf ein letztes Dankesmail wird neuerlich geantwortet, was wiederum zu einem weiteren Rückmail führt und so weiter. Nicht anders beim SMSen. Warum gibt es hier kein “Roger and over!“ wie beim Funken, damit endlich klar ist: So, das war’s! Keine weitere Mail oder SMS notwendig! Gefürchtete Comandantina, bitte, werden Sie Ihrem Titel gerecht und befehlen Sie endlich mehr Disziplin beim elektrischen Kommunizieren! Und aus!
Untertänigst
Josef Dollinger, Wien 7
Lieber Josef,
wie Sie erkennen, habe ich Ihren Wunsch nach Kommunikationsbeendigung nicht entsprochen. Aber auch im Anderfalle gälte die Erkenntnis der Axiome, die Paul Watzlawick, Janet Beavin-Bavelas und Don Jackson 1967 im Rahmen ihrer Kommunikationstheorie “Some Tentative Axioms of Communication” entwarfen. Der Satz ist weithin bekannt und lautet: “Man kann nicht nicht kommunizieren!“ Es geht also um Methoden der Verknappung und Disziplinierung. Dahin zielt ja Ihr Appell an mein Tauromachianym “Comandantina”. Dieses ist aber ein weitgehend ironisches Konstrukt. Im Rahmen seiner Anwendung, die mit den Werten der Gleichheit, Geschwisterlichkeit und Freiheit einhergeht, verbieten sich Wendungen wie “befehlen”, “fürchten” und “Untertänigst”. Davon bitte ich also abzusehen. In der Sache selbst gibt es wenig mehr als meine Zustimmung. Ja, die elektronische Kommunikation verlangt nach Regeln. In Nerdheim gilt die Handlungsanweisung “don’t feed the troll”. Die Funkerkürzel “Out” (I have finished talking to you and do not expect a reply) und “Roger” (I have received all of the last transmission) wären brauchbare Vokabel für kommunikatorische Befindlichkeiten, nicht jedoch das von Ihnen vorgeschlagene “Over” (I have finished talking and I am listening for your reply”. Dieses würde den Dialog weiter befeuern. Ich schlage subtileres Vorgehen vor. Antworten Sie in mathematisch hyperbolischer Form: Immer nur halb oder ein Drittel so lang wie ihre eigene vorhergegangene Botschaft. Dabei können jegliche Formen des Respekts und der Höflichkeit eingehalten werden. Als letztes Mail darf ein schlichtes “Danke” oder das Rufezeichen reichen: !
www.comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina