Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 25.4.2015.
Schon Wilhelm Busch flickte dem Berufsstand am Zeug. Der vierte Streich der Bubengeschichte von Max und Moritz gilt den Lehrern. Böse umreisst Busch die bittere Mission der Unterrichtenden: “Also lautet ein Beschluß: Dass der Mensch was lernen muss. (…) Dass dies mit Verstand geschah, war Herr Lehrer Lämpel da. Max und Moritz, diese beiden, mochten ihn darum nicht leiden…”
Während der ungeliebte Lämpel sich dem sonntäglichen Orgelspiel in der Kirche hingibt, machen sich die bösen Buben in seiner Stube zu schaffen. Hinterhältig und mit Plan füllen sie Pulver in des braven Profax’ Pfeife. Flugs fertig mit dem unbezahltem Musikdienst an der Gemeinschaft freut sich Lämpel auf ein Tässchen Tees am warmen Ofen. “Ach!…” spricht der Nachhausegekommene, zündet sich ein Pfeifchen an und lümmelt sich in den Lehnstuhl: “Die grösste Freud’ ist doch die Zufriedenheit.” Das Unheil nimmt seinen Lauf: “Rums, da geht die Pfeife los, Ofen, Tisch und Sorgensitz – alles fliegt in Pulverblitz.” Verkohlt liegt der hagere Wissensvermittler in der rauchenden Stube. Lebend, aber gezeichnet. Lust und Pfeife sind vergangen.
Die grausame Geschichte ist vor 150 Jahren entstanden und schildert doch ziemlich genau Leid und Los auch heutiger Pädagogen: Das Leben in finanzieller Bescheidenheit, die selbstausbeuterische Hingabe an unbezahlte Kulturvermittlung und das Ausgeliefertsein den Dämonen des Berufs: Empathielosen Schülern und der Allmacht ihrer Tücke.
Nun mögen Kritiker einwenden, dass es keinen Lehrer gäbe, der vorher nicht auch Schüler gewesen sei, dass schulisches Ungemach zumindest kein überraschendes sei. Dem entgegnen Betroffene, sie wären angetreten, dem Mechanismus dieser Erwartung entgegenzuwirken. Mit Enthusiamus, mit Ideen. Und mit einem Quentchen Naivität, wie Beobachter feststellen. An Lehrer Lämpel, dürfen wir räsumieren, ist alles sympathisch. Sein Durchdrungensein mit Mucke und Gucke, sein Optimismus, seine Hingabe an das Amt, ja doch auch: an die Gewinnausschüttungen des Hedonismus. Nur eines macht den Lämpel schwach: Das Ausgeliefertsein. Liefert Euch nicht aus, Lehrende, muss unsere Botschaft sein.
Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 25.4.2015.