Large Hadron Collider

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Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 11.4.2015.
Der grosse Teilchenbeschleuniger ist wieder angelaufen. Die Forschergemeinde lässt wieder Kollidieren und erwartet sich davon neue Erkenntnisse über das Grosse Unsichtbare in der Natur – die Dunkle Materie. Der unterirdische Ringtunnel hat die Ausmaße eines Kleinstaates und zieht Gelder an, wie es die grössten Steueroasen des Planeten nicht vermögen. Das gefällt nicht allen. Neid und Missgunst Sparwütiger und Halbgebildeter sind indes nicht die einzigen Widrigkeiten, mit denen die Nerds mit den Baustellenhelmen kämpfen. 
Statt sich mit neuer aber doppelthoher Energie dem Vermessen des Unermesslichen hinzugeben, rangen die Weissmäntel erstmal mit Problemen kleinerer Dimension. Kurzschlüssen. Ein solcher hatte die grösste Maschine des Planeten gleich zu Neustart lahmgelegt. Aber unverdrossen wie weiland Scotty, der Cheftechniker der Enterprise stocherten die Forscher im Eingemachten und fixten das elektrische Wehwechen, das letzte Woche das Anwerfen des Large Hadron Collider verzögert hatte. Das Metallfragment, das den Kurzschluss in einem der Magnete ausgelöst hatte, sei mit Elektromagie zum Schmelzen gebracht worden, wussten die Cernforscher zu berichten. Dabei leuchteten ihre Augen und ein leichtes Glühen brannte in ihren Ohren. 
Wie im Grossen, so auch im Kleinen. Leuchtende Augen und glühende Ohren kennen wir auch von den Betreibern der Österreichmaschine. Die Protagonisten sozialer Heimattreue machen Musik oder spucken Töne – ihre Gefolgschaft frönt alten Bildern unter neuer Firnis: Die Frau am Herd. Der Ausländer unter Kuratel. Der grosse Leichenbeschleuniger Heimat läuft rund wie ehedem, seine Techniker erzeugen Partikel ohne Unterlass. Die Gesinnungsgenossen erwarten sich neue Erkenntnisse über das Grosse Unsichtbare im Völkischen – die Dunkle Macht. Neid und Missgunst sind dabei nicht die einzigen Probleme, mit denen Sparwütige und Halbgebildete  kämpfen. Es sind die ständigen Kollisionen mit dem eigenen Unvermögen, die die Österreichmaschine erschüttern. Sind doch die einzigen Schlüsse, die das Heimatland zu ziehen vermag, Kurzschlüsse. 
Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 11.4.2015.

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