Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 28.3.2015.
Woher nehmen wir, wohin geben wir? Die Antworten auf diese beiden Fragen beschäftigen die Menschheit seit Anbeginn. Je nach weltanschaulicher Disposition unterscheiden sich die Vorschläge. Soll man nehmen? Darf man geben? Muß man sollen? Kann man dürfen? Wer fragt überhaupt und wer ist “wir”? Wir alle und wenn nicht, wer aller?
Österreich ist mit großem Fleiß in eine Neubewertung dieses Fragenkomplexes getreten. Volk und Vertreter haben Vorschläge, Gegenvorschläge und Rückschläge zum Thema erarbeitet. Dass die Reichen des Landes noch reicher werden dürfen, hat die Ärmeren insoferne irritiert, als diese ein Dürfen durch ein Müssen ersetzt wissen wollten. Die Reichen, erdrückt von der Bürde, ausschliesslich das eigene Wachstum zu stemmen, wollten sich durchaus in die gesellschaftliche Mitte zurückholen lassen, wurden aber von ihrem Personal und den von ihnen betriebenen Organisationen daran gehindert. Alles ginge, so der Aufschrei, aber das zu weit. Wird doch das Leben im Kapitalozän nicht als Leistungsgulag, sondern als Lotterieparadies wahrgenommen. Denn wenn ein Tellerwäscher (von Schicksals Hand gerufen) zum Milliardär werden kann, lohnt sich auch das schlechtbezahlte Tellerwaschen. Dass diese Erzählung auf Sand gebaut ist, und tatsächlich eine andere gilt, liesse sich bei Balzac nachlesen, von dem der bekannte Aphorismus stammt, demnach hinter jedem großen Vermögen ein Verbrechen stehe.
Dieser Wirkmechanismus gehört zu den ältesten Erfahrungen Schnitzellands. Dazu muss man Balzac nicht gelesen haben. Sechshundert Jahre Habsburgerei haben ihre Spuren hinterlassen. Die Diskussionen um das Für und Wider von Schaumweinsteuern, Kaviarabgaben, Schenkungszehenten und Erbschaftstaxationen – der Abschöpfung kumulierten Reichtums und dessen Verteilung nach unten also – gipfeln in einer Frage. Darf man den zentralen Stützen unserer Gesellschaft das weisse aus den Augen nehmen? Darf man ihre wirtschaftliche Entwicklung fahrlässig hemmen? Darf man sie der Zukunft berauben?
Wie lautet die böse Frage? Darf man Wirte, Gastronomen und Hoteliers dazu verpflichten, Registrierkassen zu verwenden?
Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 28.3.2015.