Facebook

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Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 7.3.2015.
Face ist das Gesicht, book ist das Buch. Was aber ist ein Facebook? Ein Gesichtsbuch? Ein Buch der Gesichter? In seinen Anfängen, sie liegen erst gute zehn Jahre zurück, war Facebook noch kein weltumspannender Milliardenmoloch, sondern ein simpler Studentenjux. Ein Harvard-Bummelstudent hatte eine schnellgeschriebene Seite ins Netz gestellt, auf der man Komilitonen-Portäts bewerten konnte. Die Bilder, so geht das Gerücht, sollen von den Verwaltungs-Servern der Studentenheime runtergeladen worden sein. Es waren jene Fotos, die der Erstellung von Studentenausweisen dienten und die sich üblicherweise in den offiziellen Jahresberichten (vulgo Facebooks) der jeweiligen Colleges wiederfanden. Der Bilderraub blieb nicht ohne Folgen. Der Initiator wurde verwarnt, der Rest ist Mediengeschichte. Ohne jemals Tellerwäscher gewesen zu sein, wurde der Facebook-Erfinder Multimilliardär.
Facebook war indes schon bald viel mehr als eine launige Galerie von Automatenfotos. Es wurde zur allgegenwärtigen Nachrichtenmaschine, zum globalen Wirtshaus. Es spricht soziale wie asoziale Kompetenzen gleichermassen an und lebt von der Verwertung all jener Daten, die seine Beteiligten dort freiwillig abladen. Facebook ist böse, und das ist gut so. Sagen seine Betreiber. Aber ist Facebook überhaupt noch ein Facebook?
Facebook, so der jüngste Befund, ist längst kein Facebook mehr, sondern ein Catbook, eine Seite von Katzenbildern. Die Abbildungen feliner Familienangehöriger haben in Anzahl und Intensität längst die Schnappschüsse von Sonnenuntergängen überflügelt, die Fotos von Selbergekochtem und die Reportagen aus der Windelwelt. Die Katzen sind die wahren und wohl auch bleibenden Herrscher von Facebook. Warum ist das so? Weil sie Katzen sind, sagen die Katzenbildposter. Launige Kommentatoren haben jüngst die nicht unspannende These aufgestellt, nach der Catbook (offiziell noch Facebook genannt) in Kern und Wesen altägyptischen Ursprung sein. Was sei die Intention der Seite? Alles an Wände zu schreiben und dabei Katzen zu verehren.
Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 7.3.2015.

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