Griechenlandkunde

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Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 28.2.2015.
Eines der griechischen Nationalsymbole ist “I Galanolefki“ (die Himmelblau-Weiße), auch „I Kianolefki“ (die Azur-Weiße) genannt. Dem Status der Fahne entspricht seine poetisch-heroische Aufladung. Neben dem orthodox-christlichen Kreuzsymbol zeigt das Banner neun horizontale Streifen, die nach populärer Deutung den neun Silben der Phrase „Eleftheria i thanatos” (Freiheit oder Tod) entspricht. Der markige Spruch gilt als Motto Griechenlands, entstanden während des Griechischen Unabhängigkeitskrieges und eingängiges Mem im Kampfes gegen Tyrannei und Unterdrückung. In simplerer Deutung sollen die Streifen der Flagge exakt den Buchstaben des Wortes Ελευθερία (Freiheit) entsprechen. Ein anderer Mythos schreibt den neun Streifen die neun Musen der Antike ein. Demnach flattern bei gutem Wind stets die Töchter von Göttervater Zeus und Mnemosyne, der Göttin der Erinnerung mit – Klio (die Muse der Geschichtsschreibung), Melpomene (Tragödie), Terpsichore (Tanz), Thalia (Komödie), Euterpe (Flötenspiel und Lyrik), Erato (Liebesdichtung), Urania (Astronomie), Polyhymnia (Hymnengesang) und Kalliope (epische Dichtkunst). Ob Griechenlandbetreuer Wolfgang Schäuble, der große Kontrahent von Transzendentalökonom Yanis Varoufakis, je mit auch nur einer der Musen in Kontakt gekommen ist, ist nicht bekannt. Dennoch ist das Süddeutsche fester Bestandteil der griechischen Flagge. Zwar deuten moderne Interpreten das Hellblau und Weiß des Hellenenwimpels als jenes von Wolken und Himmel (oder dem der ägäischen Häuserfärbelung), mit größerer Wahrscheinlichkeit kommt das griechische Fahnenblauweiss aber von einem gebürtigen Salzburger. Datiert die griechische Nationalflagge doch aus der Regentschaft des ersten Königs von Griechenland, Otto. Óthon, Vasiléfs tis Elládos (1815 auf Schloß Mirabell geboren), war ein Wittelsbacher. Für die Fahnenkundler ist das Hellblau-Weiß der griechischen Flagge in Herkunft und Farbton das der Bayerischen Landesfarben. Es ist jenes Himmelblau, das die Isar zeigt, wenn sie an einem Hochsommermorgen über das Weiß ihrer Sandbänke rauscht. Ελευθερία!
Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 28.2.2015.

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