Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 10.1.2015.
Grundsicherung. Umverteilung. Die bösen Worte. Ihr Klang hat mittlerweile den Leumund, den einst das Wort Kommunismus hatte. Geh doch rüber, hiess es damals. Diese Empfehlung ist heute schwieriger geworden. Es gibt kein Drüben mehr, es gibt keinen Kommunismus mehr. Und es gab auch nie welchen, heisst es immer öfter. Andere Ängste müssen her. Es ist schwer geworden mit den Ängsten. Die anderen überrennen uns, heisst eine der Angstparolen. Das Kapital ist ein scheues Reh, eine andere. Die Märkte wollen das nicht.
Die Märkte wollen keine Teilnehmer? Doch das wollen sie. (Aber es sollen wenige sein.) Damit die Märkte gut funktionieren, damit die Börsen florieren, brauchen sie Vertrauen. Sagen die Märkte, sagen die Börsen. Vertrauen und Sicherheit. Vertragsssicherheit. Sicherheit in die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Sicherheit ist eine große Sache für die Märkte, für die Börsen, für die Banken. Erst kommt die Sicherheit. Dann der Spaß. Der Spaß ist die Umverteilung. Nichts anderes besorgt ein Markt. Waren und Werte werden umverteilt. Vom Einen zum Anderen. Vom Anderen zum Einen. Ein bisschen Risiko ist auch immer dabei. Dass die Ware an Wert verliert. Oder der Wert an Ware. Das lässt sich aber nicht vereinbaren mit dem Bedürfnis an Sicherheit. Wann immer die Wirklicheit also die Bedürfnisse enttäuscht, muss die Sprache zuhelfen. Unglück, ob zufälliges oder gottgewolltes, hiess irgendwann nur mehr Risiko. Es liess sich mathematisch berechnen. Wenn man das Unglück umverteilte. Schiffsbesitzer schlossen sich zu Gesellschaften zusammen. Ging ein Schiff unter, traf es nicht einen, sondern alle. Wenn zehn oder zwanzig oder hundert Eigner zehn oder zwanzig oder hundert Schiffe besassen, spielte der Untergang eines einzigen Schiffes keine grosse Rolle mehr.
Wir sehen, Umverteilung galt und gilt auch unter Besitzenden als gute Sache. Was wir (momentan) nicht sehen, ist die Anwendung dieses Prinzips auf die Gesellschaft. Unsere Gesellschaft. Die Umverteilung des Risikos auf Alle. Zum Besten Aller. Zur Sicherheit Aller, zur Grundsicherung Aller.
Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 10.1.2015.