Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 13.12.2014.
Der gelernte Österreicher ist katholischer Neigung. Auch ohne große Nähe zu Klerus, Transzendenz und Ritual wird der Advent als Zuspitzung einer Erwartung erlebt. Sie gilt Weihnachten, dem Fest des Herrn, der Geburt des Jesuknäblein. Erwartet werden leuchtende Augen, der Geschenke Segen, das Brennen der Bäume und Luster. Die Geldtaschen brennen schon jetzt. Allerorten hängen Adventkalender. Das tägliche Öffnen eines Kleingeschenkefensters wird von Kindesbeinen an geübt und gehört zu den traditionellen Ritualfertigkeiten der Bevölkerung.
Der Advent, lateinisch die Ankunft, beschreibt eigentlich eine Bewegung. In der Vollendung dieser Figur fallen Zeit und Weg zusammen. Das darf so schön gesagt werden werden, weil es insgesamt so schön ist. Der Advent ist die Einlösung des Erwarteten, ja mehr noch, die Verwertung des Erwarteten. Streng genommen wird aber gar nichts erwartet, sondern nur der Wiederkehr des ursprünglichen Ereignis gedacht – wir erinnern uns: Des Gottesknaben Jesu Geburt. Noch strenger genommen wird den ganzen Advent hindurch nur das Eintreffen des Jahrestages der allerhöchstchristlichen Niederkunft ersehnt. Alles bleibt symbolisch. Virtuell. Und wird Kraft dieser Eigenschaft Teil einer urösterreichischen Realität. Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür.
Ganz einfach ist das, denn wie eingangs erwähnt: Mit dem Advent kennt sich hierzulande jedes Kind schon aus. Der behände Umgang damit kann die lethargische Unbeirrbarkeit erkären, mit der mit der auch anderes Ankommen erwartet wird. Der gelernte Österreicher erwartet etwas, was schon längst geschehen ist. Wie im Falle Hypo. Alles ist bereits passiert. Nur ankommen muss es noch. Die vier Sonntage der Adventszeit standen zur Zeit ihrer kalendarischen Festlegung für die viertausend Jahre, welche die Menschen gemäß kirchlicher Geschichtsschreibung nach dem Sündenfall im Paradies auf den Erlöser warten mussten. Die Erwartung eines Erlösers im Fall der Hypo scheint gänzlich unrealistisch. Wir warten trotzdem. Und brennen.
Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 13.12.2014.