Das österreichische Gehirn

Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 8.11.2014.

Der Haussegen hängt schief in der zentralen österreichischen Stube. In der Königskammer des österreichischen Schilaufs. Was ist geschehen, was trug sich zu? Unerhörtes. Zornrötendes. Eine Großfrechheit. Schnaubt der Wintersportpharao. Bei der Wahl zum Sportler des Jahres hat kein Alpinhero die Siegertreppe erklommen, sondern ein Fußballer. Noch dazu ein Abwesender. Ein Inländer. Ein Inländer aus dem Ausland. Ein Alaba. “How Do you do?”, hatte der Landeshauptmann des Heiligen Landes Tirol schon zu ihm gesagt. Ja mei, das kann passieren. Der fremde Name, das fremde Gesicht. Ein Landeshauptmann kann nicht alles können. Obama hätte man auch so angesprochen. Oder Roy Black.
Zurück zur Unruhe in der Zirbeldrüse der österreichischen Befindlichkeit. Ein Alaba, ein Haudujudu, ein Kicker, das war die Botschaft aus dem Schneefahrtlager, kann kein österreichischer Held sein. Ein österreichischer Held hat Schnee im Herzen zu tragen und Eis im Gehirn. Ein österreichischer Held hat Hermann zu heißen und Franz. Und vielleicht ausnahmsweise Marcel. Mit einer schönen Endung wie: Schöcksnadel, Patscherkofel, Bergisel.
Großer Schaden sei entstanden durch diese unglückliche Wahl, bestellt der Generalstab der Schneekunst dem Land. Man muss diese Kränkung des Wedel-Olymps in den richtigen Zusammenhang stellen. Es geht nicht um Klammer, Maier, Hirscher. Es geht ums Ganze. Der Wintersport, die Geldmaschine des Landes ist in Gefahr. Längst wollen die jungen Kräfte alles sehnlicher, als auf Schulskikurs fahren. Das Gras der Ebene ist ihnen näher als der Schnee auf dem Hang. Tore wollen geschossen werden, nicht durchfahren. Irgendwann wird sich das auf den Schitourismus auswirken. Irgendwann wird auch der letzte Wiener Depp erkennen, dass man auf grünem Hang nicht Schussfahren kann. Und irgendwann, hier befürchten Schröcksnadel und die Seinen ihr Ende ganz zurecht, irgendwann kann schon jetzt sein. Putin wird es nicht mehr richten können.

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