Zwischen Bankert und Pamperletsch

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 41/2014
Liebe Frau Andrea,
letztens habe ich im Fortgehtreff Anzengruber ein Wort aufgeschnappt, das meine Wienerisch-Experten am Tisch seit Urzeiten nicht mehr gehört haben wollen. Leider hab ich keine Ahnung mehr, in welchem Zusammenhang das Wort fiel. Was genau ist ein “Pamperletsch?
 
Besten Dank für die Aufklärung und liebe Grüße!
Bettina Nachbaur-Köb, Feldkirch und Ottakring, per Email
Liebe Bettina,
das Wienerische ist ein Schmelztiegel von Mentalitäten und Sprachen. Tschechisches hat sich hier mit Allemannischem vermischt, Ungarisches mit Süddeutschem, Rumänisches mit Polnischem und Italienisches mit Jiddischem. Die Kombinationen sind vielfältig, die Zahl der Amalgame groß. Bringen wir Dunkel in ihren Nachtcafé-Fund. Als Båmpaledsch (etwas wackelig als Pamperletsch eingedeutscht) versteht man in der Schnitzelstadt ein Kleinkind. Die Bedeutungsfarbe des Ausdrucks oszilliert zwischen lieb-entzückend und lästig-ungezogen. Trotz der slawischen Anmutung des Wortes lassen sich zwei Herkunftsstränge völlig unterschiedlicher etymologischer Richtung ausmachen. So soll der Båmpaledsch nach Lehrmeinung der Einen eine Weiterbildung zum bairisch-österreichischen Båmpa sein, das (mit vielen Nebenbedeutungen) ein kleines rundes Ding bezeichnet. Als Bampal (ohne “å”) verstehen die Sprecher des alten Wienerisch die Kinderei, das dumme Zeug, den groben Unfug und (trotz Verkleinerungsform) auch einen ausgewachsenen, täppischen, dummen Kerl. Mit tschechischklingenden Anhängsel und unter Einwirkung der Vokabel ledschad (weich, nachgiebig) wurde aus dem Mundartwort Bampal der multilingual schillernde Båmpaledsch. Es geht aber auch einfacher. Nach anderer Theorie kommt unser Ausdruck vom italienischen bamboleccio, der dialektalen Verkleinerung von bambino (Kind). Die Italienerin in mir präferiert diese Deutung. Sollte ihnen die Conclusio zu unserer Causa zu romanisch sein, dürfen sie eigenen und fremden Fortpflanz auch als Budsal (Putzerl), Budse (Putzi), Frotss (Fratz), Boig (Balg), Rodsbippm (Rotzpippe) Bauksal oder Gfrasd bezeichnen. Weniger romantisch geht es auch. Mit dem derben Ausdruck Baungad (Bankert, vom mittelhochdeutschen Banchart) bezeichnet der Wienermund das auf der Bank der Dienstmagd gezeugte uneheliche Kind. Bussi.
www.comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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