Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 10/2014
Liebe Frau Andrea,
war es ein Sonntagnachmittagsfilm mit Peter Alexander, war es ein Mickymausheft, war es ein Erinnerungsflash aus den 7oerjahren, ich weiß es nicht, aber plötzlich kam mir neulich das Wort ‘Penne’ in den Sinn. Das ist doch pieffkinesisch für Schule. Wieso heißt die so?
Vielen Dank und liebe Grüße,
Günther Traun, per NSA-Archivalie
Lieber Günther,
obwohl schon die Begriffe ‘Sonntagnachmittagsfilm’, ‘Peter Alexander’ und ‘Mickymausheft’ für die Schüler-Generation ‘SMS-Daumen’ schwer erklärungsbedürftig wären, wollen wir uns heute ausschliesslich mit deren Vorläufern, den Pennälern beschäftigen. Das Wort Pennäler hat einen angestaubten und weitgehend bundesdeutschen Klang und bezeichnet(e) bei unseren nördlichen Nachbarn den meist männlichen Gymnasiasten. Pennäler hießen so nach dem Pennale, der Federbüchse der Lateinschule, woraus im 15. Jahrhundert das uns geläufige Pennal entlehnt wurde. Das lateinische Wort penna (englisch pen) bezeichnet bekanntlich die Feder des Vogels und in Folge die daraus gefertigte Schreibfeder. Der Alterskohorte ‘Vierteltelefon’ ist das Täschchen für das schulische Schreibwerkzeug noch als Federpennal bekannt. (An der Koppelung der Synonyme Feder und Penna(l) lässt sich zudem die Migration dieses Begriffs aus dem lateinkundigen Gymnsasium in die Volksschule ablesen.) Ursprünglich waren mit dem Ausdruck Pennäler nicht die Mittelschüler gemeint, sondern scherzhaft und in leicht spöttischer Weise die Universitäts-Studenten der ersten Semester, die, so der Spott der älteren Komilitonen, alle Vorlesungen nachschrieben, und dafür stets ihr Schreibzeug bei sich führten. Die verkürzende Eindeutschung Penne für ‘höhere Schule’ geht nur scheinbar auf das lateinische Wort für Feder und die daraus abgeleiteten Begriffe zurück. Penne (älter Benne oder Bonne) kommt vermutlich vom hebräischen binjan, Bau, Gebäude, und bezeichnet im Rotwelschen die Kneipe, schlechte Herberge und Schlafstelle. Die ‘stille Penne’, das Gefängnis oder Zuchthaus kommt hingegen vom romasprachlichem štilepen, Gefängnis. Vom jiddischen pannai, müßig, und dieses von hebräisch penai, freie Zeit, Zeit der Muße kommt das, gerne in Verbindung mit der Schule gebrachte Synonym für das Schlafen, das schöne Verb ‚pennen‘. Gähn! www.comandantina.com dusl@falter.at