Schwimmend grüssen, grüssend schwimmen

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 26/2013
Liebe Frau Andrea,
bei einem feierabendlichen Beisammensein wurde angesichts der steigenden Temperaturen das Thema „Schwimmen“ diskutiert. Unbeantwortet blieb, wie sich Schwimmer grüßen. Angenommen man trifft während eines Bahnentrainings oder der Querung eines Badeteiches die Apothekerin oder den Postboten: Nickt man halb untertauchend? Unterbricht man die Schwimmbewegung gegen einen Wink auf die Gefahr des Kenterns hin? 
In spannender Erwartung,
Robert Umgeher, Andreas Scheiger und Kathrin Hoerl, per Smalt
Liebe Kathrin, lieber Andreas, lieber Robert,
als vorwiegend auf dem Land verkehrende Spezies sind wir, sobald wir uns ins Wasser begeben, in Kommunikations-Notlage. Uns fehlt Flippers Sonar, sein verschliessbares Atemloch und auch der Gesänge von Wal und Seehund sind wir nicht mächtig. Wasserballer, Taucher und Synchronnixen müssen einen Kanon von Handzeichen erlernen, um ihre Dialogfähigkeit zumindest rudimentär beibehalten zu können. Als durchschittlich Schwimmbegabte fehlt uns dieses Zeichenvokabular. Und mehr – der Aufwand über Wasser zu bleiben, darin weiterzukommen und dabei die Atemwege trocken zu halten, beschäftigt den ganzen Körper. Was tun, wenn uns im Gewässer unserer Wahl die Käsefrau begegnet oder der Gerichtvollzieher, der Balkonnachbar oder die Vorsitzende vom Elternverein? Bahnenschwimmende werden ein allfälliges “Grüssi” auf den Landgang verschieben und weiterkraulen, als hätten sie nichts bemerkt. Mehr Hallo wird es zwischen Brustschwimmenden und Plätschernden geben. Hier ist alles zwischen einem Augenaufschlag und einem Hechtsprung möglich, wenn auch nicht notwendig. Geübte Wassertreter und Rückenlieger werden sich ausgiebigen Unterhaltungen hingeben können. Die Regel ist schlicht: Je mehr zu tun ist, desto weniger muss gegrüsst werden. Auch die Umkehrung wird bisweilen eintreten – je mehr gegrüsst werden muss, desto weniger sollte gerudert werden. In der Begenung mit Angebeteten und Hochstehenden wird wohl auch der professionelle Crawler die Tempi einstellen und durch Nicken, Winken oder Faustfontänen grüssen. Oder schlicht um Hilfe rufen. Als aquatischer Gruß in Poseidons Reich gilt übrigens der selten gehörte Zuruf “Gut Nass!”
www.comandantina.com dusl@falter.at

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