Wie leiwand ist schnaffte, wie dufte ist knorke

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 10/2013
Liebe Frau Andrea,
neulich beim Abendessen quälten wir uns vergeblich eine Antwort ab, wie die deutschen Ausdrücke “dufte”, “knorke” und “schnafte” zusammenhängen. Die eine Fraktion meinte, das sei alles das selbe, ein Freund, Exil-Deutscher, verbat sich diese Gleichsetzung. Wie ist das jetzt wirklich?
Fragt Ines Partscheller, Ottakring
Liebe Ines,
für Berliner mit Schnauze ist seit jeher klar: Knorke is dreimal so dufte wie schnaffte. Alle drei dürfen als Synonyme für verschiedene Graduierungen von “gut”, “ausgezeichnet” verstanden werden, entsprechen also unserem Wienerischen “leiwand”. Schnafte dürfte über das Slawische der indoeuropäischen Wurzel “sneubh-” “freien”, “heiraten”, eigentlich “zusammendrehen”, “knüpfen” entstammen. Dufte kommt trotz seiner germanischen Anmutung über die sehr ähnlich lautenden und synonym verwendeten Wörter “toffte” und “toff” vom jiddischen “tow”, “gut”. Es steckt im Wunsch “masel tov”, soviel wie “gutes Glück”. Über Knorke, die Königin der Berliner Gutfinde-Trias schrieb Kurt Tucholsky alias Peter Panter im Oktober 1924 in der Vossische Zeitung, im Nachruf auf den damals schon angegrauten Superlativ: “Die Knorkitis wütete. Alles war knorke: Essen, Frauen, Börsengewinste, (…) Anzüge, Renntips und Kinogrößen.” Tucholsky wirft eine Nebelgranate, in dem er einen, sonst unauffindbaren General Knorck (1719 – 1786), Reiteroffizier Friedrichs des Großen als ihm unwahrscheinlichen Knorkequell beschreibt, ansonsten aber vermutet, das Wort sei über das mittelhochdeutsche “knorricht”, von “Knorz” abgeleitet, das soviel bedeutet, wie “Knorren”, also Verdickungen, Knubbeln zu haben. Grosser Verdienste um die Konjunktur des Modewortes “knorke” wird gemeinhin die Berliner Kabarettkönigin und Volkssängerin Claire Waldoff, geborene Clara Wortmann bezichtigt. 2010 sprach der deutsche Altkanzler Helmut Schmidt, geboren und aufgewachsen in Hamburg in einer Sendung mit Sandra Maischberger über Wörter seiner norddeutschen Kindheit – unter anderem über “Knorke”. In einem Radio-Interview bei WDR5 im Oktober 2011 vermutete er, der Begriff wäre in der Zwiwchenkriegszeit populär geworden sein durch ein beliebtes Nilpferd im Berliner Zoo. Hier irrt Schmidt. Das legendäre Nilpferd dort hiess Knautschke. Knorke hingegen hiess ein anderer Dicker. Der Gorilla.
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