Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 07/2013
Liebe Frau Andrea,
in meiner Jugendzeit hörte man in Graz oft: “Jetzt bist in der Lambadschangassn” – zum Beispiel im Sport für eine zu erwartende Niederlage. Eigene Recherchen in Graz haben keine Klarheit gebracht. Klammheimlich hoffe ich, dass vielleicht auch Sie, die mir schon oft aus der Patsche geholfen haben, einmal nicht weiterhelfen können und ebenfalls in der „Lambadschangassn“ landen. Obwohl neugierig warat i scho was mit dera Gassn is! Mit sportlichen (lieben) Grüssen,
Dietmar Werner
Graz/Wien, per Bernsteinfunkennachricht
Lieber Dietmar,
meine Landung in der Lambadschangasse darf ich Ihnen für einen späteren Zeitpunkt anbieten, Ihre sportliche Neugier allerdings kann hier und jetzt gestillt werden. Freizeitforscher aus meinem Umkreis durften sich ebenfalls an der Lösung des Rätsels beteiligen, gingen aber insoferne in die Irre, als sie den gesuchten Ausdruck volksetymologisch deuteten. Einer der kreativeren Ansätze des Lambadschan-Rate-Teams sah eine Deutung in “Laampatschen” (Lehmpatschen oder Leimpatschen), also Schuhwerk, das am Weitergehen hindert, weil es am Boden klebenbleibt. Auch die “Via Labicana”, eine antike Strasse, in ost-südöstlicher Richtung von Rom in die historische latinische Stadt Labici führend, muss als möglicher Begriffsursprung der “Lambadschangasse” genannt werden, notabene es sich bei beiden um “Wege” handelt. Die Via Labicana hat allerdings keine Spuren im Mythos der Niederlage hinterlassen und scheidet als Namensgeber aus. Auch das hierorts weitgehend unbekannte Filipino-Fussballspiel ”(Sipa) Lambatan”, eine Mischung aus Volleyball, Tennis und Fussball, gespielt zur Zeit des portugiesischen Weltumseglers Fernando de Magallan hat mit unserem gesuchten Wort nichts zu tun. Die Lambadschangasse, synonym mit der “rue de gack”, also einer ausweglosen Situation kommt aus der Gaunersprache. Im Jenischen, der Sprache der Vagabundierenden wird der Pferch “Lambetan” genannt. Die Lambetan kommt, auf welchen Wegen ist noch unbekannt, aus dem altindischen, wo “lábhate”, “lámbhate” soviel heisst wie “erfasst”, “ergreift”, “fängt ein”, “nimmt fest”. Sinngemäss ist also die Lambadschangasse jener Ort, aus dem es kein Entkommen gibt.
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War in Graz mir nicht geläufig. Mein Vater, ein Wiener und noch dazu auch Deutschprofessor schrieb dieses eher unbekannte Wort in seinen Aufzeichnungen jedoch so: „Lahmpatschgassn“. Wir in Graz sagten schon vor 60 Jahren über diesen Zustand: jetzt samma in der „Rue de la Gack“, ev. auch „in der Scheissleitn“, also in einer einfach schwierigen Situation.