Für meine Gast-Kolumne ‚Lebensart‘ in den Salzburger Nachrichten vom 17. November 2012.
Ein ebenso reicher wie greiser Milliardär verlässt Konzern und Kanada, um im Lande seiner Geburt nach dem Rechten zu sehen. Unter dem wutbürgerlichen Applaus von Enttäuschten und Getäuschten erwirbt er Abgeordnete und Aufmerksamkeit. Wissenschafter sind für ihn Volltrottel, Journalisten Rotzbuben, Politiker Verräter und Reputationsbeschädiger. Sein unternehmerischer Wille ist Gesetz, zumindest in der Partei, dessen Programm und Name er ist.
Einen körpersüchtigen Automechaniker und Nahkämpfer zieht es gerne in die Höhe und von dort wieder hinunter. Unter logistischer und finanzieller Millionenbeteiligung durch einen öffentlichkeitsnärrischen Sprudelkonzern lässt sich der Extremsportler spektakulär in die Stratosphäre bringen, um vor den Augen der Welt in die Tiefe zu sausen. Am sicherem Fallschirm gelandet, geht diesmal nicht die Faust, sondern das Innere mit ihm durch und er bekennt im Zeitungsinterview seine Sehnsucht nach gemäßigter Diktatur.
In der schlagkräftigen Familiensendung über Talent und Tapferkeit vergeuden sich Privatkomiker, Amateurtenöre, artistisch Begabte und akustisch Geforderte. Eine schrill-derbe Kommission aus Jodelprinzessin, Hupfdohle, Rapp und Rapper drückt Plus und Minus und trennt Spreu von Halmen. Im Finale, es gibt tausend Hunderter zu gewinnen und einen Volkswagen, treten die Besten der Guten gegeneinander an und eine Provinzpipsi mit Hund. Der Hund gewinnt.
Drei Auffälligkeiten in Österreich. Auf den ersten Blick haben sie nichts miteinander zu tun. Hie der alte Strohsack, da der Mann von der Baumgartner Höhe und dort der dressierte Hund. Anerkennung und Bewunderung, Begeisterung und Identifikation für jeden der drei ziehen sich durch alle Schichten intellektuellen Vermögens. Der Selfmademogul zeigt den Apparatschiks, wo der Hammer hängt, der Stratosphärenheld der Welt, dass der Österreicher Eier hat, und der Hund ist, ja so ein Hundi, brav, brav, ja isser, ja isser nicht, ja brav, braves Hundi, gib Pfote. Fass.D er Österreicher und die Österreicherin haben, so scheint es, steigenden Bedarf nach dem starken Mann, nach der sicheren Hand. Dass der polternde Industrielle Hauptprofiteur von Wirtschaftsförderungen und Karriereschleuse für Nehmertalente war, stört die Adoranten nicht. Korrupt sind die anderen. Dass jeder, der sich im Freibad vom Fünfmeterbrett haut, mehr Risiko eingeht als der fallschirmgesicherte Stuntprofi, sehen die Bewunderer nicht. Eine Watschen für den griechischen Lastler? Zivilcourage wird neuerdings bestraft, sagen sie. Kommen wir auf den Hund. Dass der nur tut, was er gerne tut und dies nach österreichischem Verständnis der Verhältnisse keine Leistung darstellt, sollte besser nicht gedacht werden.
Daddy Gaga, Felix Austria und die Tanzhündin Esprit, die drei sind die Besten der Besten, sie sind ehrlich und direkt, und der Hund lacht sogar. Die Krise verlangt nach ehernen Regeln und sicherer Hand und es ist wohl kein Zufall, dass Stronach und Baumgartner Mechaniker sind und nicht Philosophen. Ist doch die Konjunktur des scheinbar Geradlinigen Symptom und nicht die Medizin.
Wut und Mut gehen Hand in Hand und der Hund geht mit.