Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 13/2012
Liebe Frau Andrea,
in unserer Tiefkühltruhe lagern wir Vorräte und Sonderangebote zum späteren Verzehr. Vor jedem Urlaub versucht mein Freund, den Inhalt zu dezimieren, da laut seinen Angaben eine leere Tiefkühltruhe weniger Strom verbraucht als eine volle. Das scheint mir nicht logisch zu sein. Ist Luft wirklich leichter kühl zu halten als Fleisch und Gemüse? Wie immer vertraue ich Ihrer Weisheit und bitte um Aufklärung!
Mit herzlichen Grüßen,
Inge Mayer, per Elektronachricht
Liebe Inge,
bitte vertrauen Sie nie in Weisheit. Bleiben Sie skeptisch, vergleichen Sie Wahrnehmungen, prüfen Sie Quellen. Den geringsten, nämlich keinen Stromverbrauch stellen wir bei einer Tiefkühltruhe fest, die nicht in Betrieb ist. Das Kühlen einer leeren Kieftühltruhe ist im Lichte dieser Erkenntnis also keine gute Idee. Vermutlich ist Ihre gemeinsame Tiefkühltruhe nicht ganz leer. Es geht also um die Frage, ob es weniger Energie verbraucht, vergleichbare Volumina von Luft und Gefriergut auf konstant niedriger Temperatur zu halten. In einer gut isolierten Tiefkühltruhe sollte es nahezu egal sein, ob sie Gemüse und Fleisch oder kalte Luft tiefgekühlt halten. Prinzipiell arbeitet die Tiefkühltruhe gegen die Erwärmung an, sie “entfernt” die “Hitze”, die von aussen in das Kühlgut eingebracht wird. Ein extrem heisser Sommer und schlechte Dichtungsgummis sollten also dem Gefriergut und damit ihrem Strombudget eher zusetzen als ein Urlaub in kühler Jahreszeit und ideale Isolation. Eisbildung in ihrer Tiefkühltruhe wäre ein Indikator für schlechte Isolation oder oftmaliges Öffnen, weil Eis ein Hinweis auf die Luftfeuchtigkeit von warm eingebrachter Luft ist. Weil warme Luft leichter ist als kühle, sind Tiefkühlapparate idealerweise auch als Truhen konstruiert. Generell braucht es weniger Energie, bereits Gekühltes gekühlt zu halten, als Ungekühltem Wärme zu entziehen, weshalb es auch effizienter ist, eine volle Tiefkühltruhe zu öffnen. Ähnliches gilt für einen Stromausfall: Eine grössere Menge an Kühlgut taut länger als eine kleinere. Ein Gletscher hält leichter durch, als ein Schneefeld, das Eis der Antarktis ist durabler als jenes am Nordpol. 1:0 im Tiefkühlmatch Inge gegen Inges Freund. www.comandantina.com dusl@falter.at