Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 12/2012
Liebe Frau Andrea,
neulich sassen wir in der ungewohnten Frühlingssonne und dachten an: Geld. Irgendwann fiel das Wort Monetarismus und einer von uns behauptete, der Ausdruck Moneten käme von Monat, weil ja Gehalt und Mieten monatlich überwiesen werden. Kann das sein?
Martin Gulder,
Margareten, per Elektronachricht
Lieber Martin,
ich darf Sie und ihre Denkrunde enttäuschen. Unser Wort Monat, mittelhochdeutsch mānōt, althochdeutsch mānōd, mānōth bezeichnete ursprünglich sowohl den Erdtrabanten, den Mond, als auch die Zeiteinheit Monat, weil Monate ursprünglich nach den Mondumläufen angesetzt wurden. Geld und Gehalt haben sprachlich weder mit dem einen noch dem anderen zu tun. Die Monete, ein studentensprachlicher Ausdruck aus dem 18. Jahrhundert, ist verwandt mit der Münze, dem englischen money und kommt vom lateinischen moneta, Münze. Moneta (lateinisch: die Mahnerin) war der Beiname der römischen Staatsgöttin und Monatspatin Juno (Iuno). Die altitalische Göttin der Geburt und der Ehe war die Tochter der Fruchtbarkeitsgötter Saturnus und Ops, als Gattin ihres Bruders Jupiters war sie die Königin der Göttinnen. Ihr war ein Tempel auf dem römischen Tempel- und Burgberg, dem Kapitol geweiht. Neben dem Tempel der Iuno Moneta befand sich die Münzprägestätte Roms. Ein Bild der Göttin zierte die dort geschlagenen Geldstücke. Der Junotempel dürfte ein älteres Heiligtum ersetzt haben, das sich schon länger auf der Arx (der römischen Burg) befand. Wir erinnern uns an die, vom römischen Geschichtsschreiber Livius erzählte Überlieferung von den kapitolinischen Gänsen der Iuno: Die heiligen Tiere verhinderten durch ihr Geschnatter, dass die Gallier 387 v.u.Z. neben der Stadt auch noch die Burg erobern konnten. Iuno war also die Mahnerin und Warnerin. Eine der wenigen überlieferten Abbildungen, die den Tempel der Iuno zeigen, hebt die Gänse besonders prominent hervor. Rom zeigte sich jedenfalls dankbar: Seit dem rettenden Geschnatter der Wächtergänse umfasste der römische Haushalt stets auch einen Posten für Gänsefutter. Sollte ihnen im Lichte dieser Erörterungen der Audruck Geld für Monete zu profan erscheinen, böte sich das sakralere “Mahnstück” an. www.comandantina.com dusl@falter.at