Avanti, Ampelmann, die Räumzeit kommt!

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 08/2012
Liebe Frau Andrea,
ich gehe viel in Wien zu Fuß. Mir ist aufgefallen, dass manche „gehenden“ Ampelmännchen in der Stadt grün sind (auf schwarzem Grund), bei manchen jedoch einen gelbes Männchen auf grünem Grund „geht“. Welches der beiden ist das Original? Gibt es ein EU-genormtes Männchen? Werden Ampeln sukzessive mit anderen Männchen ausgestattet? 
Herzlichst,
Marlen Sabetzer, per Elektrobrief
Liebe Marlen,
trotz aller Normierungsbestrebungen der EU ist die Stilisierung von Menschen auf Verkehrsschildern und Lichtzeichen weit von jeder Einheitlichkeit entfernt. Das hat weniger mit einer Normkraftschwäche Brüssels auf diesem Gebiet zu tun als mit der schieren Unmöglichkeit, Millionen teurer Ampelanlagen, Milliarden kostspieliger Verkehrsschilder auszutauschen. Die Geschichte der Strassensignale ist auch eine des Individualverkehrs. Mit dem Beginn der Motorisierung nahm die Zahl der Fahrzeuge in den Städten rapide zu. Um der steigenden Zahl der Unfälle zu begegnen, wurden Ampeln installiert. Erste Fußgängerampeln wurden 1933 in Kopenhagen, 1937 in Berlin in Betrieb genommen – verkleinerte Fahrzeugampeln mit rotem und grünem Leuchtfeld. New York führte 1952 die legendären Fußgängergampeln WALK (grün) und DONT WALK (rot) ein, Italien borgte sich die Idee aus und signalisierte ALT und AVANTI. Der Rest der Welt führte nach und nach das, besonders in der DDR mit famoser Beliebtheit verbundene Ampelmännchen ein. Ein roter, stehender Mann für “Stop” und ein grüner, gehender für “Go”. Die Umrisse und Figuren der Männchen mögen variieren, sie mögen Männer darstellen, Frauen, ja sogar Soldaten, sie mögen lümmeln oder strammstehen, schlurfen oder laufen, stets sind es rot oder grün leuchtende Figuren in Schwarz. Überall. Bis auf bei uns. Bei uns leuchtet der Ampelfußgänger gelb. Gelb in rotem oder grünen Feld. Zum ersten mal 1951 am am Stock-im-Eisen-Platz. Wie schnell sich der weltweite Standard durchsetzen wird, ist nicht abzusehen. Werden es Jahrzehnte sein? Jahrhunderte? Ein erster Schritt in die Welt der Zwischenlösungen wurde mit der “Räumzeitampel” an der Kreuzung Landesgerichtsstraße/Josefstädter Straße gesetzt. Die neue Ampel illuminiert neben grünen und roten Männern in schwarz auch ein orange blinkendes Rund mit einem R in der Mitte. Dieses steht für „Räumzeit“ und soll die Zeit angeben, die Fußgehenden noch bleibt, um die Fahrbahn zu verlassen. Go! Räum!
www.comandantina.com dusl@falter.at

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