Giksigaksi Fiksifaksi

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 01.02/2012
Liebe Frau Andrea,
es ist mir unverständlich, dass Amerikanerinnen bei gewissen Intimitäten bis zur
Aggressivität „fuck me!“ schreien, einem aber die noch halbvolle Whiskyflasche
am Kopf zerschlagen, wenn man zu ihnen „fuck you!“ sagt. Können sie mir das
bitte sowohl linguistisch als auch psychologisch erklären?
Ernst Ranna-Rahn, per Gesichtsbuchdirektnachricht
Lieber Ernst,
ich werde versuchen, etwas Licht in Ihr Liebesleben zu bringen. Das F-Wort ist die meisttabuisierte und gleichwohl meistgebrauchte Silbe der englischen Sprache. Fuck (Fick, ficken) gehört mit shit (Scheiße), piss (Pisse), cunt (Fotze), cocksucker (Schwanzlutscher), motherfucker (Mutterficker) und tits (Titten) zu den Seven Dirty Words, den “Sieben schmutzigen Wörtern”. Den Begriff verdanken wir dem US-amerikanischen Kabarettisten George Carlin, der diese willkürliche Zusammenstellung von Unaussprechlichkeiten 1972 erstmals in seinem Programm “Seven Words You Can Never Say on Television” (Sieben Wörter, die man im Fernsehen niemals sagen kann) verwendete. Die schon im Mittelalter gebräuchlichen Wörter gelten als ungeeignet für die öffentliche Ausstrahlung in Radio- und Fernsehsendungen in den Vereinigten Staaten. Sie werden in geschriebenem Material vermieden, und in den seltenen Fällen, in denen sie dennoch ausgesprochen werden, etwa in “Live-Shows”, mit bleeps (Pieptönen) zensuriert. Es ist nicht zuletzt diese mediale Auslöschung, die zu einer Konjunktur der in der Regel vierbuchstabigen Wörter im privaten und halbprivaten Gebrauch führt. Eine wunderschöne Illustration von Tabu und Überschreitung liefert der US-Komiker Larry-David in Folge 10 der 3. Staffel seiner Kult-Serie “Curb Your Enthusiasm”. Hier kommen die Gäste eines frischeröffneten Hollywood-Lokals dem unter Tourette leidenden Küchenchef im Rahmen einer politisch korrekten Solidaraktion mit dem spontanen Gebrauch von fuck, cock, cunt, piss und shit zu Hilfe. Zurück zu Ihrem Liebesleben: Vermeiden sie bei Intimitäten mit Damen aus Puritanistan nach Möglichkeit das insultierende “fuck you” und antworten sie ihren Liebespartnerinnen auf “fuck me”: “mais bien sur mon chéri!”
www.comandantina.com dusl@falter.at

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert