Ferrari, ein Graf und das springende Pferd

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 45/20102200 Netto
Liebe Frau Andrea,
neulich bei ein paar Bier in Dr. Anzengrubers Praxis diskutierten wir über gute Autos. Ein Patient in unserer Runde behauptete schliesslich zu fortgeschrittener Stunde, das springende Pferd im Ferrarilogo sei aus dem Wappen von Hannover geklaut, weil Enzo Ferrari dort mal guten Sex gehabt hatte. Kann das stimmen?
 
Vielen Dank für ihre Hilfe!
Martin Pabst, Wieden, per Elektrobotschaft
Lieber Martin,
über allfällige Abenteuer des Commendatore in norddeutschen Städten, notabene über deren Qualität schweigen die Annalen der Scuderia Ferrari. Die Geschichte aus ihrem therapeutischen Kreis hat insoferne einen Haken, als das Stadtwappen von Hannover nicht das legendäre Sachsenross zeigt, sondern ein Stadttor, einen brüllenden Löwen und ein dreiblättriges Kleeblatt. Die Geschichte des Cavallino Rampante, des springenden Pferdchens im Ferrarilogo ist seltsam genug. Das Pferd war ursprünglich das Pilotensymbol von Conte Francesco Baracca, eines italienischen Fliegerasses im ersten Weltkrieg. Als Enzo Ferrari 1923 das erste Automobilrennen von Savio bei Ravenna gewann, lernte er dort Gräfin Paolina, die Mutter des Fliegerhelden kennen. Diese soll dem Sportwagenbauer, wie der sich in seiner Biographie erinnert, eines Tages gesagt haben: “Ferrari, setzen Sie auf Ihre Maschinen das steigende Pferdchen meines lieben Sohnes. Es wird Ihnen Glück bringen.” Enzo Ferrari fügte Baraccas schwarzem Pferdchen nur den kanariengelben Grund hinzu, die Farbe von Modena, seiner Heimatstadt. Wie aber kam Graf Baracca zu seinem Logo? Das schwarze Pferd auf gelb ist Wappentier der Baden-Württembergischen Hauptstadt Stuttgart (Stutengarten). Diese Stute ließ sich ein schwäbischer Luftwaffenoffizier des 1. Weltkrieges auf sein Jagdflugzeug pinseln. Nach dem Abschuss dieser Maschine, seinem fünften erfolgreichen Luftkampf, soll das nunmehrige Fliegerass Baracca ein Trümmerteil mit dem gemalten Wappen als Trophäe behalten und das Pferd des abgeschossenen Gegners als eigenes Emblem verwendet haben. Als wäre das nicht bizarr genug, ist das aufsteigende Ross, schwarz auf gelb, auch das Logo im Wappen eines anderen Sportwagenherstellers. Das der Stuttgarter Autofabrik Porsche.
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