Franz Hebenstreit (1747 bis 1795)
Rehabilitierung eines frühen Demokraten
Wiederaufnahme eines Verfahrens
–> pdf der Veranstaltung.
mit Mag. Andrea Maria Dusl* , Mag. Alexander Emanuely, Ottwald John, Univ.-Prof. DDr. Heinz Mayer, Univ.-Doz. Dr. Arno Pilgram, Univ.-Prof. Dr. Hubert Christian Ehalt, Dr. Norbert Gerstberger, Dr. Beate Matschnig, em. Univ.-Prof. Dr. Werner Ogris, em. Univ.Prof. Dr. Ernst Wangermann.
Am 8. Jänner 1795 wurde Franz Hebenstreit, Schriftsteller, Freimaurer, Offizier und erster prominenter Republikaner Österreichs, wegen Hochverrats in Wien gehängt. Sein Tod und die Aburteilung vieler seiner MitstreiterInnen, die als „Wiener Jakobiner“ bezeichnet wurden, bedeutete das Ende jener Epoche, die Leslie Bodi als Tauwetter beschrieben hat, bedeutete das Ende der politisch aktiven Aufklärung in Österreich.
Franz Hebenstreit wurde nicht nur Opfer einer Politjustiz, die Erinnerung an ihn wurde aus dem kollektiven Geschichtsbewusstsein gelöscht. Die „Wiener Jakobiner“, die österreichischen AufklärerInnen, die radikalen DemokratInnen sind im 19. Jahrhundert totgeschwiegen worden und im 21. Jahrhundert so gut wie vergessen.
Die Wiener Vorlesung möchte die Erinnerung an einen frühen Demokraten wachrufen.
Im Rahmen der Veranstaltung wird der eben im Verlag Bibliothek der Provinz erschienene Band II der Reihe Enzyklopädie des Wiener Wissens. Porträts, „Ausgang: Franz Hebenstreit (1747–1795). Schattenrisse der Wiener Demokrat*innen 1794“ von Alexander Emanuely präsentiert.
Montag, 28. Juni 2010 – 19h
Wiener Rathaus
Festsaal
Lichtenfelsgasse 2
Feststiege I
1010 Wien
Freier Eintritt
Eine Veranstaltung m Rahmen der Wiener Vorlesungen.
Franz Hebenstreit (1747 bis 1795)
Rehabilitierung eines frühen Demokraten
Wiederaufnahme eines Verfahrens
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* Andrea Maria Dusl ist Freimaurerin.
Wien (OTS) – Kein Vortrag im klassischen Sinne, sondern vielmehr eine Art von Gerichtsverhandlung steht Besuchern der Wiener Vorlesungen im Festsaal des Wiener Rathauses kommenden Montag (28.6.) ab 19.00 Uhr bevor. Verhandelt wird in Form eines Geschworenengerichts die Causa „Franz Hebenstreit“, Ziel ist es, jenen im Jänner 1795 gehängten Schriftsteller, Offizier, Freimaurer und Republikaner zu rehabilitieren. Passend zum Gerichtsverfahren nehmen an der Wiener Vorlesung zu Franz Hebenstreit auch die drei Berufsrichter Beate Matschnig, Norbert Gerstberger und Heinz Mayer teil. Die Anklage vertritt Werner Ogris, die Verteidigung der Leiter der „Wiener Vorleungen“, Hubert Christian Ehalt. Weiters sind Ernst Wangermann, Arno Pilgram und Andrea Maria Dusl als Zeugen und Sachverständige geladen. Während der Beratungen lesen Alexander Emanuely und Ottwald John aus Schriften von Hebenstreit. Franz Hebenstreit von Streitenfeld gilt als frühes Opfer habsburgischer Politjustiz. Er zählt zu den ersten bedeutenden Wiener Aufklärern.
Geboren 1747 in Prag arbeitete der Zeitgenosse Mozarts und Van Swietens an einem modernen Verfassungsentwurf mit. Zuvor diente Hebenstreit im Heer, desertierte, bei seiner Flucht nach Amerika, wurde er von Preußen gefangen genommen, später kehrte er wieder in die österreichische Armee als Offizier zurück. Als deklarierter Sympathisant der französischen Revolution fand er bei seinem Studium in Wien bald Anschluss unter Gleichgesinnten, darunter Andreas Riedel, der wiederum zum Beraterkreis von Leopold II. gehörte.
Mit dem Amtsantritt von Franz II. veränderte sich die politische Situation in Österreich grundlegend: Sympathisanten der Aufklärung, der Freimaurerei – Hebenstreit trat dieser in den frühen 1790ern bei – erfuhren zusehends Verfolgung. Hebenstreit, der auch der Verfasser des seinerzeit sehr bekannten Revolutionsliedes „Eipeldauerlied“ war, forcierte Pläne eines politischen Umsturzes im Sinne der erfolgreichen französischen Revolution.
m 24. Juni 1794 setzte in Wien eine Verhaftungswelle ein, im darauf stattfindenden Prozess wurde Hebenstreit wegen Hochverrats zum Tode am Strang verurteilt. Bis heute hält sich die These, dass dieser Prozess eher einem politischen Schauprozess ähnelte und die tatsächlichen Vorwürfe gegenüber Hebenstreit deutlich geringfügiger waren, als wie man sie offiziell darstellte.
Hebenstreit erhielt, wie auch viele seiner Mitstreiter, wie etwa Andreas Riedl, in späterer Zeit keine wirkliche Rehabilitierung als wichtiger geistiger Kopf des republikanischen Österreichs.
Der Schädel Hebenstreits ist bis heute im Kriminalmuseum in der Leopoldstadt ausgestellt. In den achtziger Jahren benannte der Republikanische Club sein Stammlokal nach dem frühen Republikaner. Das Cafe Hebenstreit befindet sich nahe dem Schottentor in der Helfersdorferstraße, nicht weit von der Hinrichtungsstätte Hebenstreits entfernt.
Wiener Vorlesungen, „Franz Hebenstreit (1747 – 1795).
Rehabilitierung eines frühen Demokraten – Wiederaufnahme eines Verfahrens“,
28. Juni, Festsaal des Wiener Rathauses, Beginn: 19.00 Uhr.