mfg, mlg und mdgsdi

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 07/2010
mfg, mlg und mdgsdi
Liebe Frau Andrea,
ich bin eine von denen, die sich noch an das Klappern mechanischer Schreibmaschinen erinnern können. Aber ich gehe mit der Zeit und kommuniziere jetzt via Email. Da erhielt ich kürzlich eine Nachricht, die mit „mdgsdi“ unterfertigt war. Können Sie mir verraten, was das bedeutet? Laut allwissender Müllhalle Google heißt „mdg“ „mit deutschem Gruße“, aber das kann/will ich nicht glauben.
Ergebenst, Magdalena, per Elektronachricht
Liebe Magdalena,
ich teile Ihre Sehnsucht nach Poesie im Nachrichtenverkehr, möchte aber bemerken, daß wir auch das Klappern mechanischer Schreibmaschinen einem menschlichen Bedürfnis verdanken: Dem nach Beschleunigung von Arbeitsprozessen. Abkürzungen von Grußformeln mögen bisweilen unsere literarische Seele verletzen, praktisch sind sie allemal. In den unendlichen Weiten der Tomlinsongalaxis – jenem Raum den der US-amerikanische Programmierer Raymond Samuel Tomlinson 1971 mit dem Versenden der ersten Email eröffnete, spielen Algorithmen eine tragende Rolle. Die bekannteste Abkürzung verwenden wir täglich dutzendemale, es ist das @, eine mittelalterliche Verschmelzung der Buchstaben a und t. Seit den 1880ern ist es auf englischen Schreibmaschinen als merkanitiles Symbol nachgewiesen. Als bekannteste deutschsprachige Emailsalutation darf mfg gelten, mit freundlichen Grüssen. Auch mbg, mit besten Grüssen, oder das intimere lg, liebe Grüsse sind aus der täglichen Kommunikation nicht mehr wegzudenken. In der SMS-Welt zirkulieren die Formeln CU (see you), BB (bis bald), HDL (hab Dich lieb), ILD (ich liebe Dich) und das doch eher opulente HDGFL (hab Dich ganz furchtbar lieb). Aber kommen wir zu dem von Ihnen als rätselhaft vorgestellten Akronym “mdgsdi”. Dieses hat sich, wie er in einer Kolumne auch schon mal erklärt hat, mein geschätzter Kollege Klaus Nüchtern vor vielen jahren zugelegt, um die Barockisierung des Email-Verkehrs voranzutreiben. mdgsdi ist, so Nüchtern, die international durchzusetzende Ersatzformel für so wortkarge Abkürzungen wie „mfg“ und heißt: “mit devoten Grüßen, stets der Ihre“. Hoffe Ihnen weitergeholfen zu haben und verbleibe mddbguwfguwléf! amd.

www.comandantina.com dusl@falter.at

Ein Gedanke zu „mfg, mlg und mdgsdi“

  1. Nun ist das @ ein funktionales Zeichen, die Abkürzungen gelten jedoch, zumindest im Businessgebrauch, als unfreundlich. Denn gerade das beschnittene „f“ in mfg stand ja für „freundlich“. Von dem abgesehen: das „mit“ stammt aus der Zeit, in der man „zeichnete“ oder „verblieb“ – „mit“ freundlichen und anderen Grüßen. Das „mit“ hat also auch längst ausgedient, sinnentleerter Weise. Man grüßt mit „Freundliche Grüße“, „Liebe Grüße“ etc. Nur für die Eingangsfloskel, „Sehr geehrte(r)“ hat noch niemand eine Business-taugliche Alternative gefunden, „Hallo“, „Guten Tag“ etc. oder gar „Liebe(r)“ werden grade beim Erstkontakt nicht so gerne gesehen, gelesen,… Zeit für neue Standards.

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