Bachelor: Bessere Benennungen bringen’s.

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 46/2009
Bakkalor.jpgLiebe Frau Andrea,
 
nun bin ich endlich mit der FH fertig und ein „Bachelor of Science“. Meine stolzen Eltern, die Oma und ich fragen uns jetzt, wie man mich anreden soll, um meinem akademischen Grad gerecht zu werden. Wie werde ich ab sofort im Ärzte-Wartezimmer aufgerufen, um mich würdevoll zu erheben und allen anderen Wartenden zu zeigen, dass ICH der „Herr Bachelor“ bin?
Besten Dank und liebe Grüße,
Max Mustermann (B.Sc.), per Elektronachricht
 
Lieber Max,
ich gratuliere ganz herzlich zum Bakkalaureat. Nie wieder wird irgendetwas wieder so sein wie vorher. Nicht für Sie und nicht für andere. Sie befinden sich im Orbit um den Planeten Normalität. Im Gegensatz zu den präbolognesischen Titeln Doktor, Diplomingenieur und Magister, die in Österreich bekanntermassen dem Namen vorangestellt werden, erfahren wir gerade die Evolution des akedemischen Anredeprozesses. Eine Frau Doktor und ein Herr Magister werden wohl auch in Zukunft beim Fleischhauer, beim Abschleppdienst oder in der Apotheke als solche apostrophiert werden. Was wir noch nicht wissen ist, wie der Volksmund mit dem neuen, aus dem anglosächsisch-universitären Raum auf uns gekommenen Titel Bakkalaureus umgehen wird. Wir wollen also spekulieren. Die englische Bezeichnung Bachelor kommt von der lateinischen Bezeichnung Baccalaureus, sie lässt sich aus der mittelalterlichen Bezeichnung Baccalaria (kleines Lehn-Grundstück) herleiten. Die These, wonach Bakkalaureus ein Amalgam aus Baccalar (Kleingrundlehner) und laureus (Lorbeer) wäre, dürfen wir getrost wieder ins Regal stellen. Vielmehr soll das französische bachelier von bas chevalier (niederer Ritter) kommen. Der Bakkalaureus, eine latinisierte Verschleifung dieses Ausdrucks gilt seit dem 13. Jahrhundert als Einstieg in die akademischen Grade. Er wurde erstmals an der Pariser Sorbonne verliehen. Deutschsprachigen Universitäten kannten den Titel als Bakkalor oder Baccalar. Sie lägen sprachtechnisch also richtig, wollten sie sich im profanen Raum hinkünftig nicht denglisch als Bätschler oder Bätschala, sondern als Bakkalar, Bakkalor, ja Bakler, Baklor ansprechen lassen, im Extremfall gar als “Kleinritter ohne Lorbeer”. Gaudeamus igitur!

www.comandantina.com dusl@falter.at

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