Jaco Pastorius und sein letztes Konzert

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 32/2009
Liebe Frau Andrea,
auf youtube habe ich den großartigen Jaco Pastorius wiedergefunden. Bei der Suche nach biografischen Informationen stolpere ich immer wieder auf kryptische Formulierungen, die sich mit seinem „tragischen Ende“ beschäftigen. Was ist mit Jaco passiert?
Flo Schmelzer, per Gesichtsbuch
Lieber Flo,
in der großen weiten Welt der krawattenlos gespielten Musik gilt John Francis „Jaco“ Pastorius III., 1951 in Norristown in eine Musikerfamilie geboren, als einflussreichster und bester Bassist, der je der Schwerkraft unseres Planeten ausgesetzt war. Der Weltöffentlichkeit ist der Achill des Fretless vor allem als Mitglied von Joe Zawinuls Weather Report und Sideman von Joni Mitchell bekannt. Der grosse Jaco leidet zeitlebens an bipolaren Störungen – auch bekannt als manische-depressive Episoden. Während der letzten seiner unbehandelten manischen Schübe lebt Jaco als Obdachloser im Holiday Park in seiner Heimatstadt Fort Lauderdale, Florida. Er schleicht sich am 11. September 1987 während eines Santana-Konzerts auf die Bühne und wird von Roadies, die ihn nicht erkennen, aus dem Sunrise Music Theater geworfen. Ironischerweise ist Santanas Bassist an diesem Abend niemand geringerer als Alphonso Johnson, sein Vorgänger bei Weather Report. Jaco beschliesst, den Midnight Bottle Club in Wilton Manors zu besuchen. Der Türsteher, ein gewisser Luc Havan, verweigert ihm den Eintritt. Es kommt zu einem Raufhandel, bei dem der Türsteher, trainiert in fernöstlichen Kampftechniken, Jaco zusammenschlägt und dabei tödlich verletzt. Jaco wird mit mehreren Gesichtsfrakturen und Verletzungen an rechtem Auge, rechtem Arm und, wie sich herausstellen wird, irreversiblem Hirnschaden am Gehsteig liegend gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Er fällt ins Koma und wird an lebenserhaltende Maschinen angeschlossen. Sein Zustand bessert sich trotz der verheerenden Prognose, ein Auge und die Funktion seines rechten Arms einzubüssen, aber eine massive Hirnblutung führt ein paar Tage später zum Hirntod. Die Familie beschliesst, die Maschinen abschalten zu lassen. Jaco stirbt am 21. September 1987, 35 Jahre alt, in Broward General Medical Center in Fort Lauderdale. Nach dem Abschalten der lebenserhaltenden Apparate hält sein Herz noch drei Stunden lang den Beat.

www.comandantina.com dusl@falter.at

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