Eid ma Clack Shaw – Shake Your Memories

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 23/2009
Bill-Callahan.jpgLiebe Frau Andrea,
In seinem aktuellen Album „Sometimes I Wish We Were An Eagle“ heult Bill Callahan einer Verflossen nach und kämpft damit, „to skake of memories“, „fine memories“, die ihn downfucken´. Vor Kummer in Schlaf versunken, träumt er den perfekten Song, der endlich alle Antworten darauf hat: „Eid ma Clack Shaw, simvoven derlba, mer depi venziner, go felly regda” (mein Transkript). Wie kann man solchen und ähnlichen Kummer abschütteln und welche Sprache muss man dazu offensichtlich beherrschen?
Mit besten Grüßen, Bernd Matouschek, per Gesichtsbuch
Lieber Bernd,
in seinem 13ten Album berichtet der US-Singer-Songwriter Bill Callahan, früher bekannt unter dem Namen Smog, mit dunkler Stimme aus den Landschaften seiner Seele. In einem Interview beschreibt der Underground-Poet die Grenzübertrittsformalitäten seiner Reisen zwischen Traum und Wirklichkeit: “Ich habe Melodien geträumt, die mein Herz zu Tränen rühren und von Songtexten, die die Welt aus den Angeln heben. Sobald ich aufwache, rennen sie zurück in den Wald.” In „Eid ma Clack Shaw” singt Callahan von jenem Phänomen, das Alfred Hitchcock François Truffaut in der Interview-Anekdote “Boy meets Girl” beschrieben hat. Der Unmöglichkeit, die absurde Grandezza von literarischen Trauminhalten in die Wachwelt hinüberzuretten. “Eid ma clack shaw”, skribbelt Callahan also im Halbschlaf auf einen Zettel, “Zupoven del ba, Mertepy ven seinur, Cofally ragdah”. Das Kauderwelsch klingt für deutsche Ohren nach Hillybilly-Gälisch, wird aber von Callahan-Text-Rezensenten für Gibberish gehalten. Beide Entschlüsselungszugänge müssen versagen. Für den einen fehlt dem Text jeder etymologische Bezug zum Inselkeltischen, für den anderen die Einfügung von Dada-Silben in existierende Worte. Gleichwohl kann die Beschäftigung mit ähnlichen, in vielen Ländern kursierenden Sprachspielen erfolgreich von akutem Liebenskummer ablenken. Schweden können Allspråket erlernen, Franzosen Verlan, Finnen Konttikieli und Vedkieli, Portugiesen die Língua dos Pês, Rumänen und Ungarn die “Vogelsprachen” Păsărească und Madárnyelv, Lateinamerikaner Jerigonza. Deutschsprachige mögen sich in der Löffelsprache, B-Sprache oder im Salzgriesischen verlieren.

www.comandantina.com dusl@falter.at
Eid Ma Clack Shaw –> Download mp3

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