Liebe Frau Andrea,
nachdem ich nicht nur ihre gepfefferten Kolumnen und Bücher mit Genuss „verschlinge“, habe ich auch ihr Rezept im profil als formidabel empfunden. Da ich aber weitab sogar von Poughkeepsie lebe, fehlt es mir an Mitmenschen, welche „Mulligatawny“ richtig auszusprechen wissen, eine lautschriftliche Wiedergabe und ev. Klärung, ob es sich hierbei immer um Hühnersuppe/Hühnereintopf handelt, wären hilfreich. Mit lieben Grüßen
Karin Eichberger, per Elektropost
Liebe Karin,
weitab von Poughkeepsie zu wohnen, ist nahezu unmöglich, denn mit dem Namen des kleinen Städtchens nördlich von New York bezeichne ich in meinem Stadtroman Boboville grundsätzlich das Phänomen “Provinz”. Ein Entkommen ist unmöglich. Ob sie in einer Hochwaldhube hausen oder im Vierkanter verweilen, eine Familienpension führen oder das Eigenheim errichten, in meiner Version der Weltbeschreibung kommen sie entweder oder. Aus Poghkeepsie (pahkippsi) oder Boboville (bobowill). Ausnahmen von dieser Regel wären ein Aufenthalt im Orbit oder eine Dauerfahrt im Ford Mustang. Mulligatawny, die indische Pfeffersuppe der englischen Kolonialisten, stammt von den tamilischen Wörtern „Millagu“ und „Thanni“, das bedeutet wörtlich „Pfefferwasser“. Ich selbst sage zur Suppe eher Mulligatoni. So ausgesprochen habe ich den scharfen Schlamm auch kennengelernt, erst auf der Speisekarte des Kunsthallencafés und später auf jener der Bobogaststätte “Lapinski”. In beiden Fällen war der selbe Koch für die Suppe aller Suppen verantwortlich. Trotz allem schmeckt meine Mulligatawny anders als die legendäre Kuha-Lapin-Mulligatawny und sie schmeckt jedesmal anders. Ich würde sie eher als scharfe gebundene Hühnersuppe bezeichnen, denn als Eintopf und selbstverständlich können sie auch mit anderen Fleischarten experimentieren. Ich selbst habe schon daran gedacht, Zwergwels oder Stör zu verwenden. Auch Huchen erschiene mir geeignet. Im übrigen bin ich der Meinung, dass mein Kolumnenporträt weder meinem Aussehen noch meiner Persönlichkeit entspricht und ich mir daher wie die Mehrzahl meiner Kolumnistenkollegen zum Christkind ein neues Wünsche. Portraitpäckchen mit Schleife werden gerne entgegengenommen!
www.comandantina.com dusl@falter.at Mein Roman „Boboville“, ist gerade bei Residenz erscheinen.
Liebe Frau Andrea,
Erkenntnisfortschritt und Wohlgefühl erwachsen dem Menschen durch Komplexitätsreduktion and the like. Darum bin ich auch unbedingt bei Ihnen in Sachen Stadt-Land-Dialektik. Jetzt ist aber Folgendes: Wie sollen wir in Linz tun? Die Stahlstadt reimt sich einerseits nicht von ungefähr auf Provinz, andererseits sind wir hier ja nächstes Jahr Kulturhauptstadt und überhaupt…
Nur das Beste!
Minkasia, ProLinzpomeranze