Liebe Frau Andrea,
es gibt eine katholische Heilige namens Restituta. Hat die etwas mit der Restitution von Raubkunst zu tun?
Liebe Grüsse, Matthias Pitscheider
Lieber Herr Matthias,
Restitution ist nicht gleich Restitution, Restituta nicht gleich Restituta. Unter dem Begriff der Restitution dürfen wir uns die Rückgabe von Vermögenswerten vorstellen, die während des Nationalsozialismus in Österreich enteignet, geraubt oder weit unter Wert in Notverkäufen abgepresst wurden. 1995 wurde anlässlich des 50. Jahrestags der Gründung der Zweiten Republik der Nationalfonds für die Opfer des Nationalsozialismus geschaffen, zwischen 1998 und 2003 im Auftrag einer Historikerkommission Entstehungsgeschichte, Wirkungsweise und auch Probleme der sieben Rückstellungsgesetze analysiert und damit Licht in ein düsteres Kapitel der Österreichischen Justizgeschichte gebracht. Die Restitution ist bis heute nicht abgeschlossen und reicht vom spektakulären grossformatigen Schiele bis zum Taschenuhr. Als Schutzheilige der Rückgabe eignet sich SS. Restitutae nur bedingt, obgleich es zwei Damen dieses Namen gibt. Als Restituta prima gilt eine karthaginische Jungfrau, ermordet 255, deren heilige Knochen in Neapel liegen und die am 17. Mai verehrt wird. Die zweite Restituta war eine fromme Mödlinger Narkoseschwester, die von der Gestapo im Operationssaal verhaftet und 1943 wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat hingerichtet wurde. Helene Kafka, Sr. Maria Restituta mit Ordensnamen, wegen ihres tschechischen Temperaments Sr. Resoluta genannt, wurde 1998 auf dem Heldenplatz von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. dusl@falter.at www.comandantina.com
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 30/2008