Frühling heissen

Fruejahr.jpgLiebe Frau Andrea,
laut herold.at gibt es in Österreich nicht einmal zwei Dutzend Familien mit Namen „Frühling“.
Sommers, Herbsts und Winters gibt es jedoch zahllose. Wie kommts?
Sommerliche Grüße, Herr Redi, per Elektropost
Lieber Herr Redi,
die Bezeichnung Frühling, Frühjahr für die erste Saison des Jahres ist relativ jung, sie entstand erst im Neuhochdeutschen, gleichzeitig mit Spätling, Spätjahr für Herbst. Die haben sich aber in der Hochsprache nicht gehalten. Für den Jahresabschnitt, den heute unser Frühling einnimmt, war früher der alte Februarname Hornung in Gebrauch, es war die Zeit, in der die Hirsche ihr Horn, ihr Geweih abwerfen. Vorsommerliche Familiennamen leiten sich von den grossen Festen des Frühjahrs ab, vom Paschedag (Passah) und Ostertag und dem als Familienname äusserst beliebten Fasching. Der Name Frühling kommt in Österreich nur in den Speckgürteln der Städte Wien, Salzburg, Graz und Klagenfurt vor, hat aber in Deutschland eine massive Konzentration um die Stadt Aurich in Ostfriesland. Er scheint nicht von der Jahreszeit zu kommen, sondern wahlweise von der freien, oder frühen Geburt. Ob in Ostfriesland zur Zeit der Bildung von Familiennamen der freie Bauer oder eher die Frühgeburt Konjunktur hatten, vermag meine bescheidene Privatdemoskopie nicht zu klären. Österreichs Sommers und Winters häufen sich überall, am meisten in Wien. Der Familienname Herbst (verwandt mit dem englischen harvest, der Ernte) kommt in den deutschsprachigen Ländern fast so oft vor wie Sommer und Winter. Spitzenherbste finden sich im Weserbergland, im Harz und im Fränkischen. Österreichs Herbste wohnen im Flachgau, im Pinzgau und im Mur-Mürztal.
dusl@falter.at www.comandantina.com
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 29/2008

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