Westensprüche

Liebe Frau Andrea,
Peter Westenthaler meinte kürzlich, die Polizei sei zu ehren, weil sie drei Rumänen „zur Strecke brachte“. Im übrigen sei mit der Polizei „nicht gut Kirschen essen“. Welche Strecke? Welche Kirschen?
Ihre Beate Meinbrugger, Klamm
Liebe Beate,
wir gehen einmal von der Wörtlichkeit der erwähnten Zitate aus und unterstellen Peter Westenthaler, dass die Redewendungen zu seinem Wortschatz gehören. Jemanden “zur Strecke” zu bringen, scheint ein passender Ausdruck für jene wilde Autobahnschiesserei zu sein, die bei der Festnahme von drei falschen Polizisten stattgefunden haben soll. Immerhin sollen sich die rumänischen Täter auf einer Autobahnstrecke bewegt haben. Nun ist der Ausdruck “jemanden zur Strecke “ zu bringen, ungeachtet Westenthalerischer Lingo weder korrekt noch menschenwürdig, denn er kommt aus der Jägersprache, wo erschossenes Wild bezeichnet, das der Reihe nach aufgelegt, die sogenannte “Strecke”darstellt. Strecke, weil das Wild ausgestreckt aufgelegt wird. Besser geht es der Treffsicherheit des Sprachbildes vom “guten Kirschenessen”. Die Redewendung kommt aus einer Zeit, als Kirschbäume noch auf Klostergärten und andere herrschaftliche Baumgärten beschränkt waren. Die geistliche und weltliche Aristokratie pflegte Kern und Stingel der exklusiven Früchte in weitem Bogen auszuspucken. Gerne auch in die Gesichter von Leibeigenen. Wir wollen ein solchens Autoritätsgefälle zwischen richtiger niederösterreichischer Polizei und falscher rumänischer nicht insinuieren, geben aber zu bedenken, dass von der Österreichischen Exekutive wenig Früchtekonsum mit Aussenstehenden bekannt ist.

dusl@falter.at www.comandantina.com
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 18/2008

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert