Sportflecken

Sofa.jpgLiebe Frau Andrea,
letztens sind wir in einer angeregten Runde auf die berühmten Sportflecken zu sprechen gekommen – die diskussionalen Wege dorthin wollen wir mal beiseite lassen. Sind „Sportflecken“ eine ungelenke Übersetzung von „lovemarks“ (siehe www.lovemarks.com)? Was ist der Ursprung des Wortes, das die Nachwirkungen allzu intensiver zwischenmenschlicher Aktivitäten bezeichnet, die oft auf Rückbänken von Papas Autos anzutreffen sind. Woher kommen die Sportflecken, etymologisch gesehen? Sportlichen Dank schon mal im voraus,
Christoph Reicher, per Elektrobrief
Lieber Christoph,
mit Sportflecken bezeichnen wir gemeinhin den Niederschlag männlichen Ejakulats, die schnelltrocknenden Protuberanzen orgasmischer Vorgänge. Das sportliche Moment dürfen wir darin erblicken, dass Ausübende der Sportflecknerei gerne auch alleine durchs Ziel gehen. Insoferne ist der Ausdruck “Sportflecken” keine Übersetzung von “lovemarks” – Liebesmarkierungen. Die meisten “rennenden Flecken” dürften Pollutionen im Rahmen von Trockentrainings sein. Im Wienerischen wird das eingetrockente Ergebnis handmaschineller Genitalarbeit traditionell mit “kalter Bauer” bezeichnet. Kalt, weil alt, Bauer, weil es vom mittelhochdeutschen “gebur(e)” kommt, das sprachlich mit dem Gebären verwandt ist, dem Hervorbringen. Wer um Deutlichkeit nicht verlegen sein will, möge die Samenspende mit dem Altwiener Ausdruck “Tschuri” bezeichnen, er kommt aus einer Sportwortwolke, dem auch das tschechische čurati, pissen und das zigeunersprachliche Djuuri, Suppe angehören.
www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 9/2008

Ein Gedanke zu „Sportflecken“

  1. Liebe Frau Andrea,
    zur Schöpfung des Begriffes „Sportwortwolke“ kann ich nur auf das Allerherzlichste gratulieren, – besser gehts echt nicht.
    Was diese spezifische sprachliche Wolke betrifft, die offenbar diverse aus Flüssigkeit bestehende Produkte mit ganz unterschiedlicher Bewertung auf uns niederprasseln läßt, erinnert sie mich an die rekonstruierte urindogermanische Wortwurzel *m(e)uh-, deren teilsprachliche Konkretisierungen ich neulich in der „Oxford Introduction to Proto-Indo-European“ von Mallory und Adams (Oxford University Press 2007, p. 113) als interessierter Laie mit großer Freude zur Kenntnis nehmen durfte. Die im Wortsinn perversen Bedeutungsfelder für Ableger von *m(e)uh sind einerseits „urine“, „dirt“ (Sanskrit „mutra“, Avestisch „muthra“, Mittelirisch „mun“ [Diakritika denke sich dazu, wer kann]), andererseits „to bathe“, „wash“ (Griechisch: „mulasasthai“, Altpreussisch: „aumusnan“, Litauisch: „maudyti“).
    Hm. Einerseits paßt das – der Bedeutung nach – ein bißchen zu „Tschurri“ etc., andererseits – der Lautverschiebung nach – m.W. üüberhaupt nicht, denn wie sollten die „m“-Wörter zu „dsch“-Wörtern werden? Was würden denn Ihre Quellen dazu sagen, setzen die eine urindogermanische Wurzel für Tschurri etc. an?
    Mit sehr freundlichen Grüßen
    Herr Himal

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