Nippel und Lasche

Wurstbub.jpgLiebe Frau Andrea,
exzessive Frühstücksorgien veranlassen mich, in durchsichtige Kunststofffolien verpackte Teile von herrlich gewürzten Vierbeinern zu mir zu nehmen. Einige dieser Verpackungen sind so konzipiert, dass man eine Plastikfolie abziehen muss, um zum ersten Wurstradl zu gelangen. Wären die verpackten Wurstteile genau andersrum eingereiht, käme man sofort zum Ziel, ohne gleich die ganze Verpackung ruinieren zu müssen. Welcher Sinn mag in dieser Verpackungsphilosophie liegen? Apropos Verpackungen: Hat eigentlich schon irgendwer den Erfinder der CD/DVD-Hüllen-Verschweißungen auf irgendeinem Baum aufgeknüpft?
Josef Schneider, Graz, per Elektrobrief
Lieber Josef,
die Plastikverpackungsideolgie huldigt dem Gott des unversehrten Glanzes. Wurst und Käse liegen genussbereit vor unseren Augen, getrennt nur durch die Schneewitchenfolie der Verderblichkeit. Einmal geöffnet ist es nämlich vorbei mit Glanz und Gloria. Einmal geöffnet wollen das aufgelegte Wurstrad, die drapierte Käsescheibe rasch verzehrt werden. Trockenheit und Wärme machen ihnen nämlich schnell den Garaus. Käse vertrocknet zu fahlgelbem Hartgummi und Wurst zu ledrigen Scheiben. Das Ziel der Nahrungsmittelkapitalisten ist der steigende Umsatz. Um den sicherzustellen, werden Lebensmittel präsentabel und mundgerecht verpackt. Perfiderweise in Folien, die sich nie wieder schliessen lassen. Das Credo: Ein gutes Lebensmittel vertrocknet zu Hause und nicht im Regal. Zu unserem anderen Problem: Gegen die Erfinder von CD/DVD-Hüllen läuft ein Auslieferungsantrag des Salzamtes wegen Verstosses gegen das Menschenrecht auf unversehrte Fingernägel und intakte Nervenkostüme.
www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 3/2008

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