Richtungswäsche

Waschmaschinen.pngLiebe Frau Andrea,
schon des längeren beschäftigt mich die Frage, wie es zur Wendung „von links waschen“ gekommen ist, vor allem, seit ich die wesentlich präzisere englische Fassung wahrgenommen habe: “turn inside out for washing“. Wäre dafür nicht das Wörtchen „umgedreht“ (oder „gewendet“) zuständig? Ihnen fallen sicherlich noch elegantere Begriffe ein! Wieso hat sich „von rechts“ nicht durchgesetzt? Wegen der mehrheitlich rechtshändigen Waschweiber? lch bitte um Auf- und Erhellung!! (Oder war ich wieder einmal unaufmerksam?) Mit freundlichen Grüßen,
Petra Kienel, per Kabelbrief
Liebe Petra,
die Ausdrücke links und rechts für das Innen und Aussen eines Kleidungsstücks kommen aus der Warenkunde. So nennt sich die Lehre von den textilen Stoffen. Weil es – ausser der Leinenbindung – kaum Webarten gibt, die beidseitig gleich aussehen, hat sich im deutschen Schneiderkunst-Vokabular und in der Waschwissenschafts-Terminologie der Ausdruck “rechts” für die die sichtbare, schöne, die rechte, richtige Seite und “links” für die optisch weniger ansprechende ausgebreitet. Von “links” zu waschen bedeutet also nach heutiger Wäscherlehre nichts anderes, als das Teil umgedreht durchs Bullauge der Waschmaschine zu werfen. Mir fielen viele elegante Wendungen ein, in denen “links” nicht vorkommt: “unrechts waschen”, “gewendet reinnässen”, “verkehrt waschmaschinieren”, “unaussenkremplig sauberlaugen”, “stoffinnenseitwendig tauchreinigen” “körperseitig seifspülen”, und das doch etwas nautisch geratene: “Von backbord entschmutzen”.
www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 50/2007

Ein Gedanke zu „Richtungswäsche“

  1. Verehrte Frau Dusl! Meine liebste Comandantina!
    Ihren Ausführungen zu folgen ist mir an tröstenden Seelenkekschens lutschen. Kehre ich des Abends Heim, zerbügelt von den Vernichtungen des ganz normalen Büroirrsinns, so gönne ich mir kein Stückchen steiermärkische Schokolade, nein, sondern einen Hauch von Esprit de Dusl. Ich lese. Augenblicklich transzendiere ich zu einem Schmunzelgöttlein und tiefschwarze Peinwolken fliehen. Dass die Wiener Gebietskrankenkasse sich bislang immer noch standhaft weigert, Ihre poesieverdichtete Akrobatik rezeptpflichtig über das Netz der Apotheken zu vertreiben, bedeutet, Österreichs Depressionen wissentlich Vorschub zu leisten! Schreiten Sie ein, Comandantina! Diesen ignoranten Klüngel sollte man von backbord entschmutzen, also seelenseitig dusilovinieren.

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