Liebe Frau Andrea,
am Wochendende habe ich mich mit meinem burgenländischen Freund insoferne in die föderalen Haare gekriegt, als ich bei der Aufzählung meiner Lieblingsbundesländer auf das Burgenland vergessen habe. In der folgenden Burgenlanderörterung habe ich dann auch noch mit den Namen Heanzenland nichts anfangen können und den Begriff mit Herzenland übersetzt. Ganz falsch, oder? Bitte helfen Sie mir aus der Beziehungskrise,
Nina Gelpke, Margareten
Liebe Nina,
das Burgenland hat viele Namen. Als Deutsch-Westungarn ist es 1920, nach dem Zerfall der Donau-Monarchie im Vertrag von Trianon Österreich zugesprochen worden und 1921 zum neunten Bundesland geworden. Als Landesname war ernsthaft “Heinzenland” in Betracht gezogen worden. Mit der Bezeichnung „Hianzn“ beschäftigen sich mehrere Theorien. Die einen meinen den Begriff von den Gefolgsleuten Herzog Heinrichs II. abzuleiten. Andere wieder von den Güssinger Grafen Heinrich oder Heinz. Hobbydialektologen leiten es vom häufigen Gebrauch des „hianz“ (jetzt) in der burgenländischen ui-Mundart ab. Das Burgenland setzt sich aus grösseren und kleineren Teilen der vier altungarischen Komitate Pozsony (Pressburg), Moson (Wieselburg), Sopron (Ödenburg) und Vas (Eisenburg) zusammen. Weil alle vier im Deutschen auf “burg” enden, entstand der Name Vierburgenland (oder kurz Burgenland). Die Burgenlandkroaten nennen ihre Heimat Gradišće. Die ungarischen Burgenlandbezeichnungen Felsőőrvidék (Oberwartland) und Lajtabánság (Leitha-Banat) sind auch nicht ohne pep. www.comandantina.com dusl@falter.at
Erschienen in meiner Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 32/2007
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Bild: 27. Juni 1989, Klingenbacher Wald, Burgenland: Die Außenminister Alois Mock (Ausztria) und Gyula Horn (Magyarország) zerschneiden vor der Presse den Vasfüggöny (Eisernen Vorhang). Der Zerfall von DDR, UdSSR, Warschauer Pakt und des real existierenden Sozialismus kann beginnen.