Liebe Frau Andrea,
offenbar ist „einen Pascher“ zu haben ein Motiv, wie wir gerade im Falle eines drogensüchtigen Schützen sehen konnten, der aus Paschergründen spielende Gemeindebaukinder mit dem Luftgewehr ruhig stellen wollte. Was genau ist denn so ein Pascher, wie äußert sich so etwas noch und sollte es wienerisch nicht eher „Poscher“ oder gar „Boscher“ heissen?
Fragt Bruce
aus dem Brunnenviertel
Lieber Herr Bruce,
der junge Mann, der mit dem Schiessprügel in den Hof ballerte, nannte als Grund für sein Tun tatsächlich, einen Pascher zu haben. Einen Pascher zu haben heisst in Wien soviel, wie einen an der Klatsche zu haben. Der Pascher (Boscha ausgesprochen) kommt vom Verb paschen (boschn), mit dem man in Wien das klatschen bezeichnet. Der Ausdruck kommt von einem mittelhochdeutschen bossen, das nichts anderes heisst, als schlagen. Bossen ist im Amboß und im Wörtchen bosseln, mit kleinen Schlägen bearbeiten, versteckt. Im alten Wienerisch gibt es noch ein zweites paschen, es kommt aus dem Rotwelschen und benennt das schmuggeln, eigentlich das kaufen und verkaufen von unehrlich erworbenem Gut. Ob der schiesswütige Kleinkalibrist aus dem Gemeindebau mit dem Haben eines Paschers meinte, einen Schmuggler zu besitzen, ist mitsamt der Antwort auf die Frage, was wird uns unter dem der Besitz eines Schmugglers vorstellen wollen, nicht bekannt. Über dieser Erörterung soll nicht vergessen werden, dass der Pascher natürlich korrekterweise Poscher heisst.www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 25/2007