In der Fettn

Fett-wie-ein-Radierer.jpgLiebe Frau Andrea,
ich würde gerne von Ihnen die Bedingtheiten des Ausdrucks „fett wie“ erklärt bekommen. Fett wie ein Radierer, fett wie ein Häuseltschik. Was meinen diese Ausdrücke, woher kommen diese Redewendungen, wohin könnten sie sich möglicherweise entwickeln? Gibt es Gegenteile im Sprachgebrauch, wie: mager wie ein Bleistift, mager wie ein „Gegenteil von einem Häuseltschik“?
Vielleicht wissen Sie da was …
Danke und liebe Grüße
Wilhelm Missauer, Internet
Lieber Wilhelm,
das Wort “fett” kommt gar nicht aus unseren Breiten. Es ist mit der Lutherbibel aus dem Norddeutschen eingewandert und heisst im Süden des deutschen Sprachraums heute noch “feist”. Küchenfett heisst in Wien “Schmoids” (Schmalz). Weil die Radiergummis (Radetzkys) früherer Zeiten weich und fetthältig waren, hat sich der Ausdruck “Fett wie ein Radierer” etabliert. Warum der fette Radierer mit dem Ausdruck schweren Betrunkenseins assoziiert wird, hat ganz andere Gründe. “Fett”, also betrunken, kommt vom französischen “effet”, dem Effet der Billiardspieler. Damit wird jene Eigenrotation bezeichnet, die angespielte Kugeln, je nach Spin, in Bögen, kürzer oder länger laufen lässt. Von diesem “Fettn” genannten Taumeln der Kugeln zum Taumeln der Alkoholisierten sind es nur ein paar Krügel Bier. Der Häuseltschik, der sich im Pissoir liegend, “angesoffen” hat, ist ein weiteres Kaskädchen in der Bedeutungswandlung des “Effets”, des Effekts. Gegenteile von “fett” sind mir nicht bekannt. Eventuell wollte man “niachtan wira Blei” sagen.
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau andrea‘ in Falter 23/07

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