Butchige Komplikationen

Butch-Margot.jpgLiebe Frau Andrea,
eben lese ich im „Falter“ Ihre erhellenden Ausführungen zum Thema „Stiefmuttertägliches“. Meine Zwillingshalbschwester hat zu diesem Thema einiges durcheinandergebracht, weshalb ich Sie neuerlich bemühen muss. Nicht ihr Vater, schon seit langem der Familie abtrünnig, sondern unsere mittlerweile lesbische Mutter hat eine neue Freundin in den Haushalt gebracht. Insofern ist die Frage dahingehend abzuändern, ob, wie von Ihnen dargelegt, als Stiefmutter nur die neue Ehefrau des eigenen Vaters gilt, oder ob dieser Status auch jener der eigenen Mutter zukommt, denn die beiden haben vor kurzem in Spanien geheiratet (inwieweit das hier Rechtskraft hat, weiß ich nicht). Komplizierend kommt hinzu, dass Margot – die neue Gattin meiner Mutter – früher mit meinem Farbtherapeuten Dr. Sauerzopf verehelicht war, der über sie sagt, sie sei ein „kesser Vater“, mir aber eine nähere Erläuterung dieser Bezeichnung schuldig blieb. Müsste ich Margot jedoch als Stiefvater akzeptieren, würfe das die Zusatzfrage auf, ob ich ihr dennoch Stiefmütterchen schenken könnte, und wenn ja, zum Mutter- oder zum Vatertag?
Mit herzlichen Grüßen, La Ruina,
Castello Sezzate, Toscana
Carissima Ruina,
zum Familienglück riete ich dieses: Kessen Vätern (maskulinisierte Lesben, im englischen Butches genannt) schenke man am Vatertag, dem 2. Sonntag im Juni. Und zwar Rasierwasser und Partagas. Sollte Margot stiefväterliche Gefühle entwickeln, wollten Sie ihr zu einem einen butchigeren Vornamen raten. Kerl, Hartmann und Burschi wären keine falsche Wahl.

Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 22/07
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Von: Frau Andrea
An: La Ruina, Castello Sezzate
Thursday, May 24, 2007 10:16 PM
Liebste Ruina,
ich werde mich an der Beantwortung dieses Fragenkonvoluts versuchen. Vielen Dank und beste Maigrüsse in die Toscana!
Andrea

Von: La Ruina
An: Frau Andrea
Donnerstag, 25.05.2007 12:20 PM:
Danke für die Maisgrütze. Ich bin hier zur Entziehungskur, weil ich feststellen musste, dass ich auf „Mitten im 8en“ süchtig war. Und hier ist kein TV, nur Glühwürmchen.
LG, LR
Von: Frau Andrea
An: La Ruina, Castello Sezzate
Monday, May 28, 2007 7:10 PM
Beste Grüsse ins Chianti. Eine Antwort auf die ruinöse Frage erscheint im Feudl vom Mittwoch, ist aber schon hier —> www.comandantina.com sichtbar:
Kessen Vätern (maskulinisierte Lesben, im englischen Butches genannt) schenke man am Vatertag, dem 2. Sonntag im Juni. Und zwar Rasierwasser und Partagas. Sollte Margot stiefväterliche Gefühle entwickeln, wollten Sie ihr zu einem einen butchigeren Vornamen raten. Kerl, Hartmann und Burschi wären keine falsche Wahl.
Aspora Dränger

Von: La Ruina
An: Frau Andrea
Dienstag 29.05.2007 um 7:56 PM
Werte Frau Andrea,
ganz lieben Dank für die Ratschläge; bis zum 10. Juni ist es ja nicht mehr weit hin, und dann wird sich zeigen wie Margot reagiert. Ich wusste zwar nicht dass Frauen sich dort rasieren, werde ihr aber ein Fläschchen „TARR“ After Shave schenken, das ich – noch orginalverpackt in der Cellophanhülle – unter Papis Zurückgelassenem im Keller gefunden habe (aber das muss sie ja nicht erfahren). Zigarren raucht sie nicht, aber manchmal Wasserpfeife.
Übrigens erfuhr ich inzwischen von Dr. Sauerzopf, dass Margot vor einiger Zeit den mohammedanischen Glauben angenommen hat, weil sie sich tendenziell einen Harem mit vier Gattinnen halten möchte. Worauf hat sich meine Mutter da nur eingelassen?! Mich verwirrt das natürlich auch, denn wenn Margot jetzt die Position meines Stiefvaters zukommt, wird sie ja womöglich erwarten, dass ich ihre drei anderen Frauen als Stiefmütter anerkenne.
Sind Ihnen in Ihrer Beratungspraxis schon ähnliche Fälle untergekommen, in denen jemand zwei Stiefelternteile bzw. mehrere Stiefmütter gleichzeitig hatte? Ich wäre jedenfalls sehr an einem Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen interessiert.
In herzlicher Verbundenheit,
Ihre LR
Von: Frau Andrea
An: La Ruina, Castello Sezzate
Wednesday, May 30, 2007 4:06 PM
Beste Ruina,
soviele Menschen in Europa müssen mit schlampigen Familienverhältnissen leben, es wäre Ihnen sicher Rost und Trat, wenn ich unsere Konversation online stellte. Wer weiss, ob nicht dem einen oder der anderen durch unsere Erörterungen geholfen werden könnte.
Zur Sache dieses: Ausser TARR empfiehle ich auch Herrendüfte der Marken „OLD SPICE“ und das gute alte „PITRALON“. In der Not wäre auch ein Finger Dieselöl hinter die Ohrläppchen kein falscher Rat.
Ist Margot eigentlich Autofahrerin? Was fährt er? Hoffentlich einen lendenstarken Wagen. Deutsch? Der Taxifahrer Margotti in Bad Aussee fuhr stets Mercedes Baujahr 1956.
Sie sehen auch die Kummertante hat Fragen.
Beste Grüsse ins Chianti. Der Bundeskanzler und ich beneiden Sie.
Andrea

Von: La Ruina
An: Frau Andrea
Mittwoch, 30. Mai 2007 20:49:13
Werte Frau Andrea,
meine Bewunderung für die subtile Konstruktion Ihrer Nachrichten wächst von Mal zu Mal. Sobald ich – bei der jüngsten – verstanden hatte, dass der erste Satz der Schlüssel für das Verständnis des letzten ist (und umgekehrt), war mir klar, wie tief Sie mich ins Vertrauen ziehen. Ist das Mäderl denn bei Frau Steiner geblieben oder haben Sie jetzt selbst stiefmütterliche Pflichten?
Von den erwähnten Duftmarken „Old Spice“ und „Pitralon“ habe ich schon gehört, verbinde mit ihnen aber keine olfaktorische Erinnerung. Ich verstehe jetzt natürlich auch besser weshalb Sie sich damit befassen, weil er scheint ja stark zu transpirieren, jedenfalls vermitteln einem die Fernsehbilder diesen Eindruck. Vielleicht kann ich mich diesbezüglich mit einer Empfehlung revanchieren: Papi hat immer „Blenheim Bouquet“ oder „English Fern“ von Penhaligon’s benützt, die sind beide so kräftig und rezent dass man immer nachsehen musste ob die WC-Ente noch da ist.
Margot, weil Sie danach gefragt haben, hat derzeit kein Auto, sondern fährt ein Zündapp-Beiwagengespann aus Wehrmachtsbeständen. Meine Mutter hat schon komische Ringe um die Augen, weil sie im Beiwagen immer sonderbare Brillen an Gummibändern tragen muss. Dr. Sauerzopf meint aber, dass Margot auf einen Hummer-Geländewagen umsteigen wird, sobald sie ihren Harem beisammen hat.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich seit Ihrer überraschenden Enthüllung viel mehr an Sie als an Margot denke. Hoffentlich kriegen Sie es nicht in die falsche Kehle, aber die erste Einsicht die sich mir aufdrängte war, dass ja auch die Monroe keine schönen Männer hatte.
Mich ruft jetzt die Pasta, addio und alles Gute, Ihre
LR
Von: Frau Andrea
An: La Ruina, Castello Sezzate
31. Mai 2007 18:51:35
Beste Ruine,
gerne schlug ich Rat.
Wasserpfeife. Hmm. Margot raucht Wasserpfeife. Von da zu einer gepflegten Cohiba, Romeo y Juliet, der erwähnten Partaga, jedenfalls einer gut gewickelten cubanischen Cigarre sollte der Weg nicht allzu weit sein.
Herr Sauerzopf lässt mich indes nicht los. Sprechen wir vom legendären burgenländischen Conservativen Ferry Sauerzopf? Vom Mohammedanismus möchte ich abraten. Atheismus vertägt sich ebenso gut mit der Vielweiberei, bringt aber nicht die bekannten Nachteile des arabischen Glaubens mit sich. Auf gepflegte Rotweine müsste also nicht verzichtet werden. Auch nicht auf ein Stehseidel in der Kessen-Väter-Bar. Mit oder ohne Femmes.
Mehrere Stiefmütter gleichzeitig? Da müsste man entgegen meinen ursprünglichen Intentionen, eine gewisse Gottlosigkeit zu empfehlen, dann doch wieder in in grösseres arabisches oder exiltürkisches Königshaus schauen. Auch die Nasreddiniden, Vorgänger der Pahlewis auf dem Pfauenthron, haben sich in der Vielschwiegermütterei grosse Verdienste erworben.
Ob man da noch lebende Erfahrungsträger namhaft machen könnte? Einen Versuch wäre es wert.
Beste Grüsse,
Achilla Douglas

Ein Gedanke zu „Butchige Komplikationen“

  1. ich lach mich schief. hatten sie gewusst, dass lesben im deutschen städtchen frankfurt einander in „mäuse“ und „schweine“ einteilen. dieses entspräche dann „femmes“ und „butches“
    bob

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