Liebe Frau Andrea,
neulich habe ich Otto Schellmann über sein Brückenbauprojekt Trialto plaudern gelesen. Dabei hat er, so entsinne ich mich, erwähnt, aus dem 2. Bezirk zu stammen, wo er als Kind an der Stelle des geplanten Brückenkomplexes noch den alten Wiener Fischmarkt gekannt habe. Ein Fischmarkt am Donaukanal? Sicher wissen Sie da mehr als ich.
Liebe Grüsse,
Anja Hausenblas, Favoriten
Liebe Anja,
Sie entsinnen sich sowohl richtig als auch falsch. Bei “Otto“ Schellmann handelt es sich um den U4-Erfinder, Stein-Wirt und Summerstage-Macher „Ossi“ Schellmann. Der Winzersohn stammt allerdings nicht aus der Leopoldstadt, sondern aus Gumpoldskirchen und dürfte den Fröschen im Marktbach näher gewesen sein, als den Huchen im Donaukanal.
Diese widerum waren einer anderen Wiener Szenelegende vertraut, dem Roten-Engel- und First-Floor-Wirt Michael Satke nämlich. Der Trialto-Planer kommt tatsächlich aus der Leopoldstadt. Und hat als Kind den Fischmarkt gesehen. Ganz wie Frau Andrea, die auch aus dem zweiten Hieb ist und deswegen weiss, dass sich erwähnte ichtyomercantile Einrichtung am stadtseitigen Ufer befand, oberhalb der Salztorbrücke. Wo jetzt ein weisser Schwimmpavillon ankert standen seit dem Mittelalter die Buden der Fischverkäufer. Die eleganten gusseisernen Fischhallen und des Zentralen Fischmarkts wurden 1904 eröffnet. Dort habe ich in den 60ern als Kind meine ersten richtigen Fische gesehen. Die Treppen, die zu den Fischbehältern im Donaulkanal führten, gibt es noch, die Stände selbst wurden 1972 abgerissen.
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Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 20/2007