Limonesisches

Limone-sul-Garda.jpgVerehrte Andrea!
Um die Herkunft des Ortsnamens „Limone sul Garda“ endgültig zu klären, wenden wir uns verzweifelt an Sie. Das Dilemma: alle einschlägigen Broschüren und Lexika führen den Namen auf lateinisch „limes“ zurück, wohingegen italienische wie hiesige Philologen und Autoritäten einhellig die Zitrone für den Ortsnamen verantwortlich machen. Auf duslige Erleuchtung hoffend, verbleibt erwartungsvoll
Wolfgang Bankl
Lieber Wolfgang,
es gibt zwei Limones in Italien, eines in den Piemonteser Alpen und eines am nördlichen Westufer des Gardasees. Beide führen die Zitrone im Wappen. Und beide irren sich damit. Der Schiort Limone liegt am Weg zum Tendapass, einer alten Verbindung zur Côte d’Azur und will so mit den Zitronen (ital. limoni) in Kontakt gekommen sein. Tatsächlich kommt das Wintersport-Limone vom lateinischen Wort limes (Grenze) – keine unvernünftige Benennung für einen Passort. Im anderen Limone, einem kleinen, von Hotels überfluteten Fischernest am steilen Felsufer des Gardasees werden heute zwar wirklich Zitronen angebaut, der Name kommt aber nicht von den sauren Früchten. Auch nicht von der Ulme (elmo, lemos oder limo) oder gar der nahen Grenze zwischen den Provinzen Brescia und Trento. Limone hat vielmehr mit der Funktion des einst nur per Boot und über die Berge erreichbaren Ortes zu tun. Wir können es uns aussuchen: Limone kommt entweder von lembus (Kutter, Boot) oder von limen (Schwelle, Steg), einem lateinischen Ausdruck für einen kleinen Hafen.
www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 11/2007

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