Dort Frau Andrea! Hier Kurt!
Habe gerade Ö1-Menschenbilder zu Gerhard Bronner gehört, wo dieser übers aktuelle politische Kabarett, und über die redet, „die wider den Stachel zu löcken haben“. Kabarett sei auch etwas für junge Menschen, die das bräuchten, oder müssten, das löcken. Wobei Bronner selbst sagt, nicht zu wissen, was „löcken“ sei. Jetzt, in die Jahre gekommen, bin ich froh, noch Eltern zu haben und dass wir einander begegnen können, ohne einander ändern zu wollen. Kann die mögliche Antwort in dieser Richtung liegen?
Servus. Kurt Vallaster
Dort Kurt, hier Andrea,
die mögliche Antwort liegt allerhöchstens dann in dieser Richtung, wenn Sie als Kind viel im Pflug eingespannt waren. Die Redewendung hat nämlich mit dem Ochsen zu tun, der wider (gegen) den Stachel (den eisernen Stichel) des Ackerwirten löckte (ausschlug). Sinngemäss bedeutet die Redewendung aufzubegehren, starrköpfig zu sein, (vergeblich) Widerstand zu leisten. Die Wendung ist aus Luthers Bibelübersetzung (Apostelg. 9,5) ausgebüchst, wo der Reformator ‘contra stimulum calcitrare’ mit ‘wider den Stachel lekken’ übersetzte. Weil das ‘lekken’ auch ihm sprachlich nicht ganz geheuer war, hat Luther selbst schon als Erklärung an den Rand seiner Bibel geschrieben, das sei ‘springen’, ‘hupffen’. Tatsächlich kommt das Wort aus der Wurzel ‘lih’, verwandt mit dem englischen ‘leg’. Um Verwechslungen mit dem Lecken – dem mit der Zunge – zu vermeiden, schrieb man es ab dem 17. Jhdt. “löcken”. Wider den Stachel zu “lecken”, darf ich flüstern, würden nicht mal Ochsen wagen. www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen sie Frau Andrea‘ in Falter 8/2007
munter herumlöckend rufe ich aus:
„prilliant! prilliant!
und so interessant!“
einen unbeschadeten faschierdienstag wünscht der comandantina
ihr treuer leser mirko
Bravo Mirko!
Danke für den Pesuch!
Comandantina