Liebe Frau Andrea,
heute Nacht zappte ich durch den nächtlichen Senderwald und blieb zwischen “Finden – Sie – siebzehn – Tiere – die – sich – aus – den – Buchstaben – des – Wortes – Kettensägenmassaker – bilden – lassen” und “österreichische – Städtenamen – die – auf – z- enden” bei der Übertragung der American-Football-Super-Bowl hängen. Faszinierend: Die lamettaschwingenden Cheerleaders. Ist das die US-Variante von Samba?
Fragt etwas naiv Susanne Stelzhammer, Leopoldstadt
Liebe Susanne,
die atemberaubend proportionierten Studentinnen, die in Miniröcken und hautengen Tops, wuschelnde Pompom-Quasten schwingend, über das Stadiongrün hopsen, gehören zu Amerika wie Hamburger und Rock’n’Roll. Dabei war das Cheering – das Anfeuern viriler Footballcracks ursprünglich eine Männerdomäne. Das erste Cheerleading der Geschichte fand in den 1880ern an der Princeton University mit einem poetisch wenig elaborierten Schlachtruf statt: „Rah rah rah, tiger tiger tiger, sis sis sis, boom boom boom, ahhhhhhh, Princeton Princeton Princeton!“ 1898 dirigierte dann ein gewisser Johnny Campbell die Schlachtrufe seiner Mitschreihälse an der University of Minnesota. In den 20ern und 30ern übernahmen zunehmend Studentinnen den Job. Den zündenden Funken für modernes Quastenschwingen lieferte das Fernsehen, das am 18. Jänner 1979, anlässlich der Super Bowl X, die testosteron-stimulierenden Kostüme und ausgeklügelt-spektakulären Tanzschritte der Dallas Cowboys Cheerleaders mit dem Scheinwerferlicht der grössten Fernsehsendung des Universums multiplizierte. www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 06/2007