Priklopil

Priklopils-Priklop.jpgLiebe Frau Andrea,
verzeihen Sie die folgende Frage, aber wenn es jemand weiß, dann Sie: Was heißt „Priklopil“ bzw. heißt „priklopil“ etwas? Armin Thurnher zitierte letzte Woche einen empörten Leser, der darauf hinwies, Priklopil heiße soviel wie “der die Falle zuklappt”, Dichter Franzobel wiederum merkte kürzlich in einem Text im Standard an, „prikop“ sei „der Graben“. 
Allerherzlichsten Dank,
Ria Kurtz, Margareten
Liebe Ria,
sowohl der von Ihnen erwähnte Leserbriefautor als auch Worteschmiedkollege Franzobel kommen der Sache schon recht nahe. Der Nachname Priklopil ist die österreichische Variante des tschechischen Přiklopil und wie tausende andere Familiennamen unserer böhmischen Nachbarn ein redender. (Den Hatschek über dem “r” und damit jenen böhmischen Laut „ř“, der in etwa so klingt, wie wenn man ein rollendes “r” gleichzeitig mit einem weich zischenden “sch” ausspricht, hat die slawophobe österreichische Bürokratie kassiert.) Der Name Přiklopil kommt wie Klestil (hat abgeschnitten), Musil (hat es tun müssen) und Dusil (hat Atem geraubt) vom einem Verb, nämlich přiklopit, das pikanterweise zudecken, zuklappen bedeutet. (Das Substantiv příklop bedeutet Deckel, Klappe oder auch Sturz.) Přiklopil ist die männliche Vergangenheitsform des Verbs přiklopit – er deckte oder klappte zu. Jenes Verlies, dem Natascha Kampusch jüngst so glücklich entkam.

www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 37/2006. Grossen Dank für die etymologische Beratung schulde ich dem tschechischen Wissenschaftskonsul des Bureaus, Christoph Esser in Praha.

Ein Gedanke zu „Priklopil“

  1. liebe frau andrea, werte comandantina!
    zunächst einmal kompliment für Ihre wöchentliche kolumne – sie gehört stets zu den ersten dingen, die ich im falter lese, und sie ist immer wieder ein vergnügen, gerade und speziell für einen detailverliebten altphilologen wie mich. gratulation zu Ihren präzisen recherchen!
    soweit die captatio benevolentiae (die aber zu 100 prozent ernst gemeint
    ist!!).
    nun eine kleine anmerkung zu Ihrer letzten kolumne, und zwar nur, weil ich ein haarspaltender querulant bin: ich bin nämlich der erwähnte leserbriefautor, dem armin thurnher seine priklopileske weisheit verdankt, allerdings hat mich der verehrte chefredakteur ziemlich ungenau zititert – er tat dies wohl, um zu seinem wortspiel mit der falle für journalisten zu gelangen. ich schrieb nämlich in meinem briefwechsel mit Ihrem kollegen bernold folgendes:

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