Liebe Frau Andrea,
seit Tagen will mir das Wort Heliotrop nicht aus dem Sinn gehen. So heisst ein Halbedelstein, den ich am Flohmarkt erstanden hab. Wieso heisst der Kiesel so, wo doch Heliotropismus die Fähigkeit der Sonnenblumen bezeichnet, sich nach der Sonne zu drehen. Der Stein kann das doch wohl nicht auch?
Felicitas, Döbling
Liebe Felicitas,
der Name Heliotrop stammt aus dem Griechischen und ist aus den Wörtern helios (Sonne) und trepein (wenden) zusammengesetzt. Heliotrop (Sonnenwende) heisst denn auch eine knallviolett blühende Balkon- und Gartenblume, die ihre grossen lanzenförmigen und leicht behaarten Blätter nach der Sonne dreht. Von den ihr im Mittelalter zugesprochenen Verwendung als Heilkraut darf abgeraten werden, weil die Pflanze Alkaloide enthält, die als Lebergifte gelten. Ungefährlicher ist der Edelstein Heliotrop, ein grüner Verwandter des Feuersteins, dessen rote Jaspis-Einsprenkelungen man einst für das Blut Christi hielt. Am grünroten Stein haftet Wachs nicht, weshalb der Helitrop graviert und als Siegelstein verwendet wurde. Seinen Namen hat der matte Kristall zwar aus dem Griechischen, die überlieferten mit der Bezeichnung “Sonnenwender” allerdings eine wesentlich ältere ägyptische Tradition. An den Ufern des Nils wurde dem Heliotrop die magische Kraft zugesprochen, nichts weniger als die Sonne zu wenden und fruchtbaren Regen herbeizuzaubern. Wann dessen Tropfen rot waren, kann man bei Moses nachlesen. www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne „Fragen sie Frau Andrea in Falter 31/2006