Kryptonit

Kryptonit.jpgLiebe Frau Andrea,
ein Kollege vom Tokyo Institute of Technology hat mir erzählt, dass in den 1930er Jahren Versuche unternommen wurden, ein synthetisches Mineral namens „Green Kryptonite“ im Labor zu erzeugen. Es sollte als chemische Waffe, die Menschen chronisch müde macht, eingesetzt werden. Bezieht sich das „Superman“ Comic auf dieses Experiment?
Mit hochachtungsvollen Grüßen,
Dr. Helene Iden aka SuperNova, Wien/Wieden
Liebe Helen,
es “gibt” eine Substanz namens Kryptonit. Ob sie tatsächlich existiert, darf bezweifelt werden. Innerhalb des verzweigten Superman-Mythen-Imperiums ist Kryptonit jene Substanz, mit der Superman der Garaus gemacht wird. Das grüne Mineral wird von Bösewichten vornehmlich dazu eingesetzt, die imposanten Superkräfte des hypermoralischen Allerweltretters Superman – im bürgerlichen Leben als Journalist Clark Kent unterwegs – zu dezimieren. Kryptonit stammt von Krypton, dem Heimatplaneten des fliegenden Moralapostels. Als Krypton in einer gigantischen Explosion zerstob, zog die Kapsel, die den jungen Superman Richtung Erde evakuierte, einem Kometenschweif ähnlich, das Supermangift Kryptonit hinter sich her. In den Mythos vom Kryptonit dürfte die unsichtbare, aber reale Bedrohung eingeflossen sein sein, die von radioaktiven Substanzen wie Uran und Plutonium ausgeht. In unserem sprachlichen Alltag hat Kryptonit als Synonym für spezielle Vulnerabilität die Achillesferse abgelöst. Sätze wie “Cilantro und Andie McDowell sind mein persönliches Kryptonit” beweisen dies blumig.
www.comandantina.com dusl@falter.at
Für die Kolumne „Fragen Sie Frau Andrea“ in Falter 28/2006

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert