Liebe Frau Andrea,
neulich nannte mich eine liebe Bekannte einen „Tausendsassa“. Was meinte sie damit? Wieso Tausend? Wieso „Sassa“? Soll ich mich geschmeichelt fühlen oder den Beleidigten spielen? Und gibt es auch Sassas mit anderem Kontostand?
Liebe Grüsse aus Hamburg,
Bernhard Ullrach
Lieber Bernhard,
sie dürfen getrost das Banner des Geschmeichelten hissen. Mit dem großzähligen Wort Tausendsassa wird gemeinhin ein vielseitiger, begabter und geschickter Mensch bezeichnet. Die Übertreibung dieser Geschicklichkeit darf durchaus auch als Leichtsinn und Draufgängertum interpretiert werden, weswegen ich zur Mitnahme eines kleinen Schnoferl-Fähnchens riete. Der Begriff selbst ist die Substantivierung des Ausdrucks “tausend! sa! sa!”, einem aufmunterndem Lockruf für Jadghunde, der im Zusammenhang mit häuslichen Hoppereiterspielen schon mal zu “hopp! sa! sa!” – Hoppsassa werden konnte. Das mittelhochdeutsche za, zaza kommt wohl vom französischen ça, çaça – hier(her). Nicht weit weg vom Tausendsassa ist der Hundertwasser. So nannte sich Friedrich, der Wiener Maler und Nachfahre des Altphilologen und Lateinlexikographen Joseph Maria Stowasser in duftiger Übersetzung seines Nachnamens. Heisst doch “Sto” in den meisten slawischen Sprachen “Hundert”. Dass sich Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser auch als Tausendassa begriffen hat, wollen wir mal vermuten. www.comandantina.com dusl@falter.at
Für Faleter 25/2006