Für Falter 21/2006.
Liebe Frau Andrea,
in Ihrer letzten Kolumne fand sich der Satzteil: “…wo Wohnzimmer oft apern, Gänge aber stets vollgerammelt sind.“ Danke für das Erinnern des schönen Wortes „apern“ und bitte um Aufklärung: Ist „apern“ hier ein Eigenschaftswort oder handelt es sich um ein mir bisher unbekanntes Zeitwort („Mein Konto apert seit Jahren dahin!“, „Nach dem Konzert aperte sich die Halle in Windeseile.“ etc.)?
Mit freundlichen Grüßen,
David Wagner, Linz
Lieber David,
strenggenommen hätte sich die beschriebene Situation im Hochgebirge oder zumindest in einer schneereichen Gegend abspielen müssen, denn das Wörtchen aper bedeutet eigentlich das Fehlen von Schnee. Apere Hänge sind grün und haben ihre weisse Pracht dem Aperwind, dem Tauwind oder Föhn mit auf den Weg gegeben. Tauende Gletscher gefallen sich darin, die eine oder andere Gletscherleiche auszuapern. Das Wort “aper” ist oberdeutsch und kommt vom lateinischen apertus “offen” und dem Verb aperire, “sich öffnen”, “frei werden”, “entblössen”. Der Aper ist im Lateinischen aber auch das Wildschwein, er läuft bei uns heute noch als Eber durch die Gegend. Etwas um die Ecke gedacht könnten apernde Wohnzimmer in Fussballweltmeisterschaftszeiten auch was anderes bedeuten, den Zustand höchster, geradezu eberhafter Virilität nämlich. Ob die elegante Fussballgazelle Ronaldinho solche Apereien hervorrufen kann, wollen wir dahinstellen, Inselbriten trauen wir das Ebern allemal zu. www.comandantina.com dusl@falter.at