Liebe Frau Andrea,
wenn ich mich richtig erinnere, hat Prinz Charles anlässlich des 80ten Geburtstags seiner Mutter Queen Elizabeth II. diese mit der berührenden aber doch recht seltsamen Floskel “My Darling Mum” angesprochen. Geht das nicht ein bisschen zu weit? Fragt sich
Hedi Zurbriggen, Salzburg
Liebe Hedi,
über die innerfamiliäre Etikette der Windsors sind keine radikalen Auffälligkeiten bekannt, sieht man davon ab, dass die regierende Königin ihre Familie generell als “Firma” bezeichnet und Sohn Charles sich telefonisch schon mal als Tampon seiner Dauergespielin Camilla Parker-Bowles, geborene Shand geoutet hat. “My darling mum” sollte uns also nicht schockieren, die Anglosachsen sprechen von ihren teuren Müttern gerne als Schätze. In Wien würde ein Prinz von seiner königlichen Mutter wohl als “Töuerste Maman” sprechen, die Betonung auf dem letzten “a” mit einem leicht nasalen Hauch ausklingen lassen, um der mütterlichen Koseformel ein wenig, aber nicht zuviel französische Note zu verleihen. Angehörige unblaublütiger Stände sprächen bei Muttertags- und Geburtstagsempfängen im kleinen Kreise wohl von der “Mamtschi”, der “Mahma” oder wie Pepperl Holzschuh bei uns im Zweiten, von der “Muatta”. Wahlweise liessen sich diese Anreden in Gedichten mit “lliabe” , “lleiwande” und “unedllich gelliebte” versüssen. Ein Karli Prinz aus der Siebenbrunnengasse würde seine Mutter Lisi vermutlich mit den Muttertagsbegrüssung “Mene töre Mutta!” bedenken. www.comandantina.com dusl@falter.at
wenn ich meinen senft dazugeben darf: „darling“ kann man sich in diesem fall wie ein eigenschaftswort gebraucht vorstellen. vorzugsweise mit eigennamen tun die engländer das, meistens in direkter zärtlicher anrede. ‚darling andrea maria, when will you have some sushi with me?‘, aber es ginge ermutlich auch: ‚and darling georgie forgot to put on his galoshes again‘. es heißt also tatsächlich nix anderes wie „mene liebste mamsch“, wobei zu berücksichtigen ist, dass in deutsch sprechenden landen eine königin-mamsch schwer vorzustellen ist.